Lausanne Underground Film & Music Festival | Alternativkultur
Poesie und Sanftheit, Sex und Satan, mit nach Äther duftenden Traumfilmen, das LUFF wird auch dieses Jahr wieder richtig wild.
Das Festival lädt zum 19. Mal ein, den kulturellen Untergrund der Musik- und Filmszene zu entdecken. Etwa mit einer Retrospektive des japanischen Punk-Regisseurs Masashi Yamamoto. Seine sozial-durchgedrehte Komödie «Wonderful Paradise» wird als Europapremiere das Festival eröffnen. Musikalisch explosiv geht es etwa mit Officine zu und her, einem brutal wütenden Anti-Grunge- und No-Wave-Trio oder Alessandra Zerbinati, eine der extremsten Figuren der italienischen Harsh-noise Szene
Film
Der japanische Punk-Regisseur Masashi Yamamoto wird in einer selektiven Retrospektive zu sehen sein, in der vier massgebliche Filme aus verschiedenen Epochen seiner Karriere vorgestellt werden. Sein neuester Spielfilm Wonderful Paradise, eine sozial-durchgedrehte Komödie, wird das Festival mit seiner Europapremiere eröffnen. Parallel dazu werden in der Reihe Japanese 8mm Madness Filme gezeigt, die in den 80er Jahren in der japanischen Underground-Szene entstanden sind und sich um heutige Kultfiguren wie Sono Sion oder Shinya Tsukamoto drehen.
Als Abschlussveranstaltung wird eine respektlose Adaption von Shakespeares «The Tempest» gezeigt: #ShakespeareShitStorm, der neue Spielfilm des berühmten amerikanischen Filmemachers und Chefs von Troma Entertainment, Lloyd Kaufmann, der darüber hinaus Pate stand für die erste Ausgabe des LUFF im Jahr 2002.
Während das Adieu au langage Cinerama eine Auswahl von Spielfilmen präsentiert, die auf Dialoge verzichten oder wenig bekannte Sprachen verwenden, wie zum Beispiel Leslie Stevens Film Incubus – einer der wenigen Spielfilme in der Geschichte des Kinos, der vollständig auf Esperanto gedreht wurde – mit William Shatner in der Hauptrolle, kehrt Maxime Lachaud mit einem Programm rund um Films-rêves, auch Trip-Filme genannt, zum LUFF zurück. Diese Arbeiten, die eine Reise an die Grenzen von Hypnose und Unterbewusstsein darstellen, spiegeln sich wie Träume wider, durchdrungen von Symbolik, Erotik und besorgniserregender Fremdheit.
In den Kinosälen wird auch ein Programm, kuratiert von den beiden befreundeten Festivals 2300 Plan 9 und Fête du Slip, zu sehen sein, die im Frühjahr ihre diesjährige Edition absagen mussten. Während das Festival aus Chaux-de-Fonds 2300 Plan 9, zwei Spielfilme des Jahrgangs 2020 präsentiert, wird das multidisziplinäre Festival, La Fête du Slip, das sich auf Körper und Sexualität in der Kunst konzentriert, dem Publikum des LUFF seinen internationalen Kurzfilmwettbewerb zeigen.
Musik
Brennend erwartet wird dieses Jahr unter anderem Künstlerin Käthe Kruse (14.10), die Mitglied der Berliner Kultgruppe «Die Tödliche Doris» war. Nicht nur wird sie mit einem Konzert das Musikprogramm eröffnen, sondern sie hat auch eine Einzelausstellung im Centre d’art Circuit.
Ebenfalls am Mittwoch findet die die Grenzen des Soundsystems austestende Performance « sacrifice de subs » der multidisziplinären Künstlerin SOUHARCE (14.10) statt. Erwan Keravec (14.10) hingegen wird, nur mit seinem Dudelsack bewaffnet, Soundsystem sowie Elektrizität einfach links liegen lassen und ohrenbetäubend aber völlig unplugged spielen.
Der Donnerstagabend wird wild und explosiv sein mit den Auftritten von Officine (15.10), einem brutal wütenden Anti-Grunge- und No-Wave-Trio von Alessandra Zerbinati (15.10), einer der extremsten Figuren der italienischen Body-perf und Harsh-noise Szene sowie von völlig hyperaktivem Künstler Vestas (15.10), der auf seiner akustischen Gitarre ein Noise-surf-rave improvisieren wird.
Hervorzuheben wäre ebenfalls der Auftritt der kanadischen Künstlerin Crys Cole (16.10), die auf dem LUFF ihr neuestes Stück «Neither here, nor there». aufführen wird, das Beiträge von Oren Ambarchi und Seiji Morimoto beinhaltet. Am selben Abend laden Inga Huld Hákonardóttir und Yann Leguay (16.10) zu einer skulpturalen und klanglichen Reise durch Zyklus und Wiederholung ein, während La Race (16.10) die Codes der Industriemusik ad absurdum führt, zwischen Zufalls-doom und nervösem No-Wave oszilierend.
Und am Abschlussabend gibt es dann noch zwei Weltpremieren: eine spezielle Covid-19-Kreation für das LUFF von Luciano Chessa (17.10), Komponist und Spezialist für den Lärmokkultismus der italienischer Futuristen: Performer, die Nichtmusiker sind, werden das Publikum umringen und für sie auf ihren eigenen Hörgeräte spielen. Zum Anschluss gibt es einen Auftritt von Antoine Chessex, Nina Garcia und Louis Schild, die für das LUFF ihr erstes gemeinsames Konzert geben werden.
Die Ausgabe 2020 endet mit dem Projekt Petronn Sphene (17.10) – bestehend aus der Hälfte der Mitglieder der britischen Gruppe Guttersnipe -, das diese vier Tage intensiver, atemberaubender und befreiender Performances abschliesst.