Kino | Témoin indésirable
«Témoin indésirable» erzählt aus der Sicht des Fernsehjournalisten Hollmann Morris die Geschichte des kolumbianischen «Drogenbekämpfungskrieges».
Synopsis: Der Kolumbianer Hollmann Morris ist ein Journalist aus Leidenschaft, der es sich zur persönlichen und beruflichen Mission gemacht hat, die Verbrechen der kolumbianischen Regierung aufzudecken: Mit unerbittlicher Grausamkeit bekämpfen sich im Konflikt um Kolumbiens Coca-Plantagen staatliche Streitkräfte, Paramilitärs und Guerillas. Leidtragende sind die Bauern und die Zivilbevölkerung, die auf brutale Weise Haus und Land verlieren. In seiner wöchentlichen TV-Sendung «Contravia» versucht Morris die Realität des südamerikanischen Landes zu vermitteln, und die wahren Zustände, Folgen und Verbrechen eines offiziell gar nicht stattfindenden Krieges, öffentlich zu machen. Wie viele seiner Kollegen, hat der international ausgezeichnete Journalist mit Morddrohungen zu kämpfen, weil er gegen eine korrupte Regierung arbeitet, die Kolumbien für Journalisten zu einem der gefährlichsten Länder der Welt macht. Diese Umstände machen ihm zunehmend, vor allem wegen seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern, zu schaffen. Regie & Crew: Nach «Hasta la última piedra» (2006), der sich ebenfalls mit den Folgen der korrupten kolumbianischen Regierung für die Zivilbevölkerung beschäftigt, gelingt es dem in Genf lebenden Kolumbianer Juan José Lozano erneut, die schwierige politische Lage in Kolumbien sichtbar zu machen. Der Kameramann Sergio Mejia, der unter anderem schon für «Hasta la última piedra» hinter der Kamera stand, fängt in eindrücklichen Bildern die Arbeit des Journalisten Morris ein.
art-tv-Wertung: Der Film bannt die Aufmerksamkeit des Zuschauers von Anfang bis Ende. Dies beruht vor allem darauf, dass er die tragischen Ereignisse rund um den Coca-Krieg mit der persönlichen Geschichte dieses aussergewöhnlichen Journalisten, der seit 15 Jahren furchtlos und mit vollem Einsatz seinem Beruf nachgeht, gekonnt verbindet. Wir sind hautnah dabei, wenn Morris sich aufmacht, um über die unfassbaren Verbrechen der kolumbianischen Regierung zu berichten. Das persönliche Schicksal des Journalisten, der seine Arbeit aufgrund der damit verbundenen Gefahren zunehmend hinterfragt, rückt immer mehr in den Mittelpunkt des Filmes, was den Film noch berührender macht, auch wenn er zum Schluss ein wenig in die Darstellung eines heldenhaften Einzelkämpfers kippt. Fazit: Der Film ist das Portrait eines «unerwünschten Zeugen», dessen innere Zerissenheit zwischen journalistischer Mission und persönlicher Sicherheit authentisch die politische Lage in Kolumbien zu spiegeln vermag.
Isabel Bures