Kino | Stellet Licht
Eindrücklich gespielte und inszenierte Geschichte einer verbotenen Liebe, in einer mexikanischen Mennonitengemeinde.
Synopsis: Johan (Cornelio Wall Fehr) lebt mit seiner grossen Familie zufrieden und glücklich im Norden Mexikos, inmitten einer gegenüber dem modernen Lebenswandel offenen Mennonitengemeinde. Es sind Menschen, die erst dann reden, wenn sie wirklich etwas zu sagen haben, die allesamt grosse Würde und ehrliche Wahrhaftigkeit ausstrahlen. Sie sind aber auch sehr gottesfürchtig und jeglicher Art von Gewalt abgeneigt. Unglücklicherweise verliebt sich Johan in eine andere Frau. Das führt bei ihm zu einem persönlichen Konflikt, verbunden mit viel Stress. Er sieht sich vor die Wahl gestellt, seine Frau, die er bisher so stark geliebt hat zu betrügen, oder seine neuen Gefühle zu verdrängen…
Kritik: Regisseur Carlos Reygadas ist immer für eine Überraschung gut. Mit “Stellet Licht” geht er eine universale, filmisch immer wiederkehrende Geschichte an. Ein Mann zwischen zwei Frauen. Dieses Mal bei mexikanischen Mennoniten, eine im sechszehnten Jahrhundert ursprünglich aus der Schweiz (!) eingewanderte Sieldlungskolonie frommer protestantischer Dissidenten. Sie führen ein jeglicher Gewalt abgeneigtes Leben. Vor diesem Hintergrund ist es wohl aussergewöhnlich, dass “Stellet Licht” von einem Regisseur stammt, der als enfant terrible des mexikanischen Kinos gilt. Seine letzten Werke “Japon” und “Batala en el cielo” waren skandalträchtige, sexbetonte Gesellschaftskritiken. Mit “Stellet Licht” hat er nun eine tiefe und simple Liebesgeschichte inszeniert, deren Miterleben unter die Haut geht. Dank Bildern aus dem wilden Norden Mexikos von überzeugender, sinnlicher Schönheit (Kamera: Alexis Zabé)und dank beindruckenden Laienschauspieler/innen wird der Film zu einem Erlebnis. Allerdings gilt: Man muss sich auf die bedächtige, langatmig scheinende Inszenierung einlassen um das Drama richtig zu empfinden… Preisgekrönt mit dem “Jury-Prize” im Wettbewerb des Filmfestivals von Cannes 2007.
Benny Furth