Nachdem er 2002 den oscarprämierten Film «Monster’s Ball» produzierte und 2005 sein Regiedebüt mit «Shadowboxer» gab, ist «Precious» nun sein zweiter langer Spielfilm. Lee Daniels etabliert sich damit als progressiver afroamerikanischer Regisseur, dem es gelingt, auch kontroverse Themen publikumswirksam und zudem erfolgreich zu inszenieren.
Kino | Precious
Regisseur Lee Daniels zeigt, wie ein missbrauchtes 16-jähriges schwarzes Mädchen für Selbstbestimmung und ein bisschen Würde kämpft.
arttv Rezension
Das Sozialdrama «Precious» überzeugt nebst der sehr guten Besetzung durch eine solide filmische Umsetzung. Precious’ kaputtes Zuhause ist durchgehend in schummrigen Braun- und Gelbtönen gehalten. Es brutzelt in der Bratpfanne, der Fernseher plärrt den ganzen Tag und die Mutter rafft sich nur auf, wenn es darum geht, beim Besuch der Sozialarbeiterin einen guten Eindruck zu hinterlassen. Precious’ Schulversagen und allgemeine Verschlossenheit erklärt sich so durch das kaputte familiäre Umfeld. Die eigentlichen Missbrauchsszenen werden nur angedeutet oder zeitrafferartig abgespult. In «Precious» wird jedoch auch viel geschrieben und geredet und zum Schluss gleitet der Film in eine eigenartige Mischung aus sozialromantischem Kitsch und voyeuristischer Talkshow ab (Die amerikanische Talkkönigin Oprah Winfrey hat «Precious» mitproduziert). Schlüssige Erklärungen für den Missbrauch durch den Vater oder das Schweigen der Mutter bleibt der Film schuldig. Dafür werden die Details umso genüsslicher ausgebreitet.
Fazit: Wie eine gute Talkshow holt «Precious» aus einem schwierigen Thema das Maximum an Unterhaltung heraus.
Philipp Eberhard, arttv.ch
Zum Film
Claireece Precious Jones (Gabourey Sidibe) ist schwarz, übergewichtig und im Alter von 16 Jahren zum zweiten Mal schwanger vom eigenen Vater. Von ihrer Mutter (Mo’nique) wird sie tyrannisiert und als Haussklavin missbraucht. Aus dieser traurigen Realität flieht Precious jeweils in glamouröse Tagträume. Als sie von der Schule fliegt, erhält Precious die Möglichkeit, eine alternative Schule für sozial benachteiligte Jugendliche zu besuchen. Dort hilft ihr die engagierte Lehrerin Ms. Rain (Paula Patton) sich ihrem Leben zu stellen und Verantwortung für sich selbst und ihr Kind zu übernehmen. Stars: Für ihre Rolle als Precious’ Rabenmutter erhielt Mo’nique verdienterweise den Oscar als beste Nebendarstellerin. Die Hauptdarstellerin Gabourey Sidibe füllt die Rolle von Precious mit einer guten Mischung aus Abgestumpftheit und Kampfgeist und in weiteren gelungenen Nebenrollen sind Mariah Carey und Lenny Kravitz zu sehen. (Synopsis)