Kino | L’Avocat de la Terreur
Umstrittenes, moralisch und politisch ungemütliches Porträt, ausgezeichnet mit einem “César” als bester Dokumentarfilm.
Synopsis: Man fragte Jacques Vergès, den “Advokat des Schreckens”, ob er Hitler verteidigt hätte. “Ich würde sogar Bush verteidigen, aber nur wenn er sich schuldig bekennen würde” gab er zu Antwort. Kein Anwalt hat in Frankreich mehr Anfeindungen und Fassungslosigkeit erzeugt als Vergès. Seine “Klienten” waren Klaus Barbie, Roger Garaudy (Holocaust-Leugner), Illich Ramirez Sanchez (Carlos) und andere. Er hat am Ende seiner mysteriösen Karriere selbst die Verteidigung Slobodan Milosevics übernommen. Der Provokateur aus Leidenschaft entwickelte schon früh seine kompromisslose Verteidigungsstrategie. Advokat Vergès strebte kein Betteln um Haftverkürzungen oder Gnade an, sondern die totale Konfrontation mit dem Ankläger…
Kritik: Regisseur Barbet Schroeder (“Single White Female”) versuchte in diesem umstrittenen, moralisch und politisch ungemütlichen “Porträt”, die dramatische Gegenüberstellung des scheinbar Unvereinbaren, Liebe und Terrorismus, unschuldige Anteilnahme und perversem Kalkül, so gut wie möglich in Szene zu setzen. Die Person Vergès ist ein komplexer, wiedersprüchlicher Mensch und die meisten der Interviewten sind erstaunlicherweise trotzdem pro-Vergès eingestellt. Die Konstruktion des Dokumentarfilms und die erwähnten aufschlussreichen und entlarvenden Interviews sind gekonnt zusammengestellt. Trotz aller Faszination ist der Streifen mit 137 Minuten jedoch um etliches zu lange geraten. (“César 2008”, Bester Dokumentarfilm)
Benny Furth