Mit Doris Dörries Film ist es wie beim Formel 1 Rennen. Man kann von Start an in Führung liegen, bis zur Hälfte des Rennens das Feld anführen und dann doch gegen die Mauer fahren. Trotzdem sehenswert!
Kino | Kirschblüten - Hanami
Synopsis: Nur Trudi (Hannelore Elsner) weiss, dass ihr Mann Rudi (Elmar Wepper) Krebs im Endstadium hat. Und es liegt an ihr, ob sie es ihm mitteilen will oder nicht. Der Arzt schlägt eine letzte gemeinsame Unternehmung vor, etwas, was die beiden sich vielleicht schon länger vorgenommen, aber nie getan haben. Trudi beschliesst, die schwere Erkrankung geheim zu halten und den Rat zu befolgen. Sie überredet Rudi, mit ihr die Kinder und Enkelkinder in Berlin zu besuchen. Doch dort angekommen, müssen die beiden feststellen, dass ihre Kinder mit ihrem eigenen Leben viel zu beschäftigt sind, um sich um die Eltern zu kümmern. Die beiden beschliessen daraufhin, in ein Hotel an die Ostsee zu fahren. Dort stirbt plötzlich Trudi – Rudi ist völlig aus der Bahn geworfen und weiss nicht, wie es weitergehen soll. Als er dann auch noch von der Freundin seiner Tochter (Franzi, gespielt von Nadja Uhl) erfährt, dass Trudi das Leben, das sie leben wollte, offenbar aus Liebe zu ihm geopfert hat, sieht er seine verstorbene Frau mit neuen Augen. Er beginnt, ihr verpasstes Leben wieder gut zu machen…
Kritik Mit Doris Dörries Film ist es wie beim Formel 1 Rennen. Man kann von Start an in Führung liegen, bis zur Hälfte des Rennens das Feld anführen und dann doch gegen die Mauer fahren. „Kirschblüten – Hanami“ beginnt stark. Hannelore Elsner (Trudi) und Elmar Wepper (Rudi) legen eine schauspielerische Glanzleistung aufs Zelloid. Die Geschichte ist extrem berührend, zeitweise kann man kaum mehr atmen vor Ergriffenheit. Schmerzhaft wird es einem bewusst, dass wir im Leben oft erst dann erkennen, was wirklich wichtig ist, wenn es zu spät ist. Allgäu, Berlin, Ostsee, das sind die Stationen des Ehepaars, dann stirbt Trudi. Rudi geht nach Japan. Was jetzt kommt, ist ziemlich viel an Eso-Kitsch. Rudi lernt eine junge japanische Tänzerin kennen, die in einem Park unermüdlich mit einem rosafarbenen Telefon rumhantiert. Ihr Tanz ist ein Symbol für die Verbundenheit mit ihrer toten Mutter. Rosa sind auch die Kirschblüten, in Japan gelten diese als Symbol der Vergänglichkeit, da sie nur einen Tag blühen. Trudi wollte sie immer mal sehen, jetzt macht es Rudi für sie. Gemeinsam mit der Tänzerin fährt er zum Fuji. Dieser Berg wiederum ist ein Symbol für die Unberechenbarkeit des Lebens, weil man nie weiss, ob er sich zeigt oder im Nebel verbirgt. So viel Symbolik und erst noch so ausführlich zelebriert, wirkt dann doch eher ermüdend. Mit 127 Minuten hätte der Film Potential für die „Schere“. Dem geneigten Publikum wird der Film trotzdem gefallen. Esoteriker werden ihn lieben.
Felix Schenker