Der Innerschweizer Kulturpreis 2017 geht an Edwin Beeler. Damit würdigt der Stiftungsrat einen aussergewöhnlichen Filmemacher, der seine eigene Filmsprache gefunden hat und Innerschweizer Geschichten dokumentarisch erzählt.
Sein Film «Arme Seelen» war 2011 zusammen mit «Hoselupf» der Schweizer Kassenschlager des Jahres.
Innerschweizer Kulturpreis 2017 | Edwin Beeler | Filmemacher und Historiker
Seine Welt ist die Innerschweiz mit ihren Besonderheiten und ihrer Mystik, sein Medium der Film. Im IMAX Theater Luzern wurde er geehrt.
Bekannt für unkomplizierten Stil
Seit 1988 hat Edwin Beeler mit der Calypso Film AG seine eigene Filmproduktionsfirma. Bisher realisierte er acht Dokumentarfilme in der Schweiz. Die Filme basieren auf historischem Material und sind leichtfüssig erzählt. Beeler betont die Relevanz eines einfachen, unkomplizierten Stils für die Wirkung und Qualität eines Dokumentarfilms. Damit grenzt er diesen gegen die wissenschaftliche Bearbeitung eines historischen Stoffes beim Schreiben ab. Zur Auseinandersetzung zwischen der wissenschaftlichen und der filmemacherischen Seele in seiner Brust, meint der Innerschweizer: «Der Historiker beisst sich immer etwas mit dem Filmemacher, denn der Filmemacher erzählt Geschichten und der Historiker forscht, macht Fussnotenakrobatik und will äusserst genau sein. Dies täte einem Film aber nicht gut.»
Vielseitiges Schaffen
Nebst verschiedenen Auftragsarbeiten (Film/Video/DVD), gibt Edwin Beeler Filmkurse (Ästhetik, Geschichte, Gestaltungsmittel), letztmals 2010 an der Pädagogischen Hochschule Luzern. Zwischen 1984 und 2000 verfasste er Artikel und Reportagen für Printmedien. Zudem ist er seit 1985 Mitglied des Berufsverbandes der Schweizer Filmregisseure und Drehbuchautoren sowie seit 2009 Vorstandsmitglied des Vereins Film Zentralschweiz.
Arme Seelen
Nach seinen Werken «Bruder Klaus» (1991) und «Grenzgänge – Eine filmische Recherche zum Sonderbundskrieg 1847» (1998) erscheint 2011 sein bisher erfolgreichster Film «Arme Seelen», mit rund 25’000 Eintritten nach «Hoselupf» der zweiterfolgreichste Schweizer Kinofilm des Jahres. 2016 lief der Film «Die weisse Arche – Am Übergang in eine andere Welt» an, wobei sich Beeler mit Spiritualität, Sinn- und Wertfragen beschäftigt. «Es geht darum, Momente einzufangen, Geschichten zu erzählen, die einmalig und authentisch sind, sie zu dokumentieren. Denn sie ereignen sich wahrscheinlich nie mehr genau auf dieselbe Weise.» 1992 erhielt Edwin Beeler den Anerkennungspeis der Stadt Luzern, 2003 einen Werkbeitrag von Stadt und Kanton Luzern. Im März 2017 nahm er den Innerschweizer Filmpreis der Albert Koechlin Stiftung für den Dokumentarfilm «Die weisse Arche» entgegen.
Blick für Besonderheiten und Mystik
Der Stiftungsrat der Innerschweizer Kulturstiftung, bestehend aus den Bildungs- und Kulturdirektoren der Zentralschweizer Kantone, würdigt Edwin Beeler mit dieser Preisvergabe und einem Preisgeld von 25’000 Franken als «hervorragende Persönlichkeit, die als Filmemacher mit einem fokussierten Blick auf die Besonderheiten und die Mystik, Innerschweizer Geschichten dokumentarisch erzählt». Sein Schaffen findet in der Zentralschweiz und weit darüber hinaus grosse Beachtung.
Werdegang
Edwin Beeler (Jg. 1958) stammt aus Rothenturm, wuchs in Immensee auf, zog 1980 nach Luzern und lebt seit 2013 in Emmen. 1986 schloss er sein Lizenziat in Deutscher Literatur und Allgemeiner Geschichte an der Universität Zürich ab. Bei Viktor Sidler besuchte er Filmvorlesungen, bei Erich Langjahr (1984) und Paul Riniker (1987) war er Assistent. Seinen ersten Dokumentarfilm mit dem Titel «Rothenthurm – Bei uns regiert noch das Volk» präsentierte Beeler noch während seiner Studienzeit. Der Film beleuchtet den Widerstand der Bevölkerung gegen die Zerstörung eines Hochmoores durch einen projektierten Waffenplatz.