Erich Langjahr wird anlässlich der ersten Ausgabe des Innerschweizer Filmpreises der Albert Koechlin Stiftung mit dem Ehrenpreis bedacht. Damit wird ein Autodidakt geehrt, der wie kaum ein anderer für die «Nouvelle Vague» des Schweizer Films steht.
Innerschweizer Filmpreis 2017 | Ehrenpreis für Erich Langjahr
Nouvelle Vague
Erich Langjahr ist einer der ganz grossen Innerschweizer Filmschaffenden, und es ist naheliegend, ihn mit einem Preis für sein Lebenswerk auszuzeichnen. So darf er denn auch als erster den neu geschaffenen Ehrenpreis des 1. Innerschweizer Filmpreises entgegennehmen. Erich Langjahr (*1944) aus Root ist sowohl Regisseur, Kameramann als auch Produzent. Er macht also alles gleichsam im Alleingang und verkörpert dadurch wie kaum ein Zweiter im Schweizer Film das Konzept der «Nouvelle Vague». Dieses fordert von einem Regisseur, sich an allen Schritten der Filmproduktion zu beteiligen, um einen ureigenen Stil entwickeln zu können. Durch die charakteristische Handschrift des Regisseurs werden die Filme persönlicher und individueller. Eine Forderung, der Langjahrs Werk zweifellos nachkommt, was seinen Filmen eine ganz persönliche Handschrift verleiht.
Autodidakt
Erich Langjahr begann ab 1973 als Autodidakt Dokumentarfilme zu drehen, die insbesondere in der Schweiz und in Deutschland auf aussergewöhnliche Resonanz stiessen. Sein bisher grösster Erfolg war Langjahr 2002 mit «Hirtenreise ins dritte Jahrtausend» beschieden. Der Film erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise, darunter 2003 den Schweizer Filmpreis als bester Dokumentarfilm. Bereits ein Jahr zuvor wurde Langjahr mit dem Innerschweizer Kulturpreis geehrt. Damit wurden Filme wie «Morgarten findet statt» (1978), «Ex voto» (1986), «Männer im Ring» (1990), «Sennen-Ballade» (1996), «Bauernkrieg» (1998) und natürlich auch «Hirtenreise ins dritte Jahrtausend» (2002) gewürdigt. Es folgten «Das Erbe der Bergler» (2006) und als weiterer Meilenstein in seinem Schaffen «Mein erster Berg, ein Rigi Film» (2012). Anlässlich dieses Filmes hatte Langjahr arttv.ch in seinem Haus empfangen und Einblicke in seine Welt gewährt (siehe Video). Ein Kosmos der Kreativität, Eigenständigkeit und cineastischen Leidenschaft, stark mitgeprägt durch die Zusammenarbeit mit seiner Frau Silvia Haselbeck, die selber Filmemacherin ist und mit der er gemeinsam den Film «Geburt» (2009) realisierte.
Der Mensch im Mittelpunkt
Langjahrs bisher letzter Film heisst «Für eine schöne Welt» (2016). Ein Filmporträt über den am 17. Januar 2016 mit 99 Jahren verstobener Künstler Gottfried Honegger, den er in seinem Film auf den Obwaldner Bildhauer Kurt Sigrist treffen lässt. Wie in den Filmen zuvor stellt Langjahr auch hier den Menschen in den Mittelpunkt. In einem Interview mit «zentralplus», dem Onlinemagazin für Luzern und Zug, erklärt Langjahr auf die Frage, welche Themen ihn in seinen Filmen ansprechen: «Da gibt es eigentlich nur ein Thema: den Menschen. Das ist das, was mich interessiert, was mich beschäftigt.» Im gleichen Interview gibt sich Langjahr auch als grosser Fan von Charlie Chaplin zu erkennen, den er als sein cineastisches Vorbild bezeichnet. «Mit welchem international bekannten Schauspieler, tot oder lebendig, würden Sie gerne einen Film drehen?» – «Mit Charlie Chaplin. Und mit dem deutschen Regisseur und Schauspieler Rainer Werner Fassbinder.» Der beste Film aller Zeiten ist für Langjahr denn auch «The Kid» von Grossmeister Charlie Chaplin.
Wie hat die Digitalisierung das Filmemachen verändert?
Erich Langjahr: «Die Digitalisierung war schon eine Art Zäsur. Technisch war der Aufwand früher viel grösser, gerade zum Beispiel die Arbeit am Schneidetisch. Das wurde durch die Digitalisierung natürlich stark vereinfacht. Die geistige, intellektuelle Arbeit ist aber nicht weniger geworden. Dort gab es keine Verkürzung, das lässt sich nicht beschleunigen. Das muss auch so sein. Wenn ein Gärtner an den Setzlingen ziehen würde, würde man ihn als geisteskrank bezeichnen.» (Quelle: zentralplus.ch)