Basierend auf einem halb-autobiografischen Roman des polnischen Schriftstellers Leopold Tyrmand gelingt Regisseur Kwiecinski mit FILIP das aufwühlende Porträt eines bizarr heldenhaften, jüdischen Don Juans. Der Film gewann am Polish Film Festival den Preis als Bester Film und wurde zusätzlich für die Beste Kamera ausgezeichnet. Am Mykolaichuk Open Audience Film Festival wurde FILIP der Publikumspreis zugesprochen.
FILIP
FILIP | SYNOPSIS
Filip, ein junger Jude aus dem Warschauer Ghetto, rettet sich 1943 nach Frankfurt, wo er als Franzose in einem Edelhotel kellnert und saufende, fickende, mordende Nazis bedienen muss. Filip, dessen Überlebenstrieb ebenso mächtig ist wie seine Libido, geht auf einen Rachefeldzug: Er verführt und «zerstört» die Frauen der Nazis.
FILIP | REZENSION
Rezension von Zedda Zogenau
Im Jahre 1961 veröffentlichte der polnische Autor Leopold TYRMAND (1920–1985) den semi-biographischen Roman FILIP, der vor kurzem durch die Frankfurter Verlagsanstalt endlich auch ins Deutsche übersetzt wurde. Da das polnische Kino schon seit einiger Zeit im Aufwind ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis dieses aussergewöhnliche Buch auch für das Kino verfilmt wurde.
Mit letzter Kraft kann der polnische Jude Filip (Eryk Kulm) den unfassbaren Morden im Warschauer Ghetto entkommen. Und was macht dieser ums nackte Überleben kämpfende junge Mann? Unter falschen Angaben begibt er sich als Zwangsarbeiter nach NS-Deutschland. Dort ist er als Bedienung in einem Luxushotel in Frankfurt am Main tätig. Was für ein Wahnwitz! Gemeinsam mit seinem Kumpel Pierre (Victor Meutelet) lässt der attraktive Filip nichts anbrennen. Auch für bezahlte sexuelle Dienstleistungen für ausgehungerte deutsche Frauen sind sich die jungen Männer nicht zu schade. Im Gegenteil! Irgendwie sieht Filip seine anziehende Kälte gegenüber dem weiblichen Geschlecht als seine persönliche Rache für das von ihm erlittene Unrecht an. In der schönen Blanka (Zoe Straub) findet er eine Gleichgesinnte. Seine Abgestumpftheit wird erst auf die Probe gestellt, als er die junge Deutsche Lisa (Caroline Hartig) kennenlernt. Bald fallen auch die ersten Bomben auf Frankfurt am Main …
Dieser Film besticht durch seinen brillanten Perspektivenwechsel. Ein polnischer Jude begibt sich in grösste Gefahr, um so überleben zu können. Damit sieht man das Deutschland der NS-Zeit endlich einmal aus der Perspektive von unten. Von Leuten, die das System für sich zu nutzen wissen, um zu überleben. Gedreht wurde im polnischen Torun, das noch sehr viel Ähnlichkeit mit einer Stadt der 1940er-Jahre aufweist. Man sollte FILIP unbedingt im Original schauen, in dem Deutsch, Jiddisch und Polnisch gesprochen wird.
Ganz besonders schön ist der Auftritt der österreichischen Schauspielerin und Sängerin Zoe Straub. Beim Eurovision Song Contest 2016 in Stockholm trat sie für ihr Heimatland Österreich an und erreichte im Televoting einen hervorragenden achten Platz. Inzwischen ist sie erfolgreich als Schauspielerin unterwegs.
Fazit: Ein sehr sehenswerter Film!