Man munkelt, er hätte das beste Händchen aller Filmfestivaldirektoren der Schweiz für gute Filme: Thierry Jobin, künstlerischer Leiter des Internationalen Filmfestivals Freiburg. Im arttv Interview präsentiert Jobin die cineastischen Schätze, die er für das FIFF 2017 an Land gezogen hat.
FIFF 2017 | FESTIVALDIREKTOR THIERRY JOBIN | DAS VIDEOINTERVIEW
Von Geistern und Gespenstern
«Die Entwicklung eines Festivalprogrammes ist für mich jedes Mal ein empirisches Unterfangen», verrät Thierry Jobin, Direktor des Filmfestivals Fribourg im arttv Interview. Er gehe jeweils mit ausgestreckten Fühlern auf die Festivals, schmökere in den Katalogen und plötzlich gebe es da ein Genre, das ihm in die Augen steche: «In den letzten Jahren waren es die Geisterfilme, die wie neu am Kinohimmel auftauchten – und das in einer dermassen guten Qualität, dass mir bewusst wurde: Die spirituelle Annäherung ans Leben ist zu einem gesellschaftlichen Thema geworden!» Die Sektion Genrekino des FIFF widmet sich dieses Mal deshalb der Darstellung von Geistern und Gespenstern. Die Filme stammen aus unterschiedlichsten Kulturen und Nationen rund um den Erdball, einer davon sogar aus der Schweiz: «Mumbai Bird» des indischstämmigen Genfer Regisseurs Kamal Musale.
Die wirkliche Kraft des Kinos
Und obwohl ein international ausgerichtetes Festival wie das FIFF beileibe keinen Lokalpatriotismus betreibt, präsentiert es dieses Jahr einen weiteren Romand am Festival: den in Genf geborenen Regisseur Alexandre O. Philippe, der sich in den USA seit mehreren Jahren mit dem Phänomen der Massenmedien auseinander setzt. In seinem jüngsten Film «78/52» dekonstruiert er die berühmte Duschszene von Hitchcocks «Psycho», die 78 Einstellungen in 52 Sekunden enthält. «Ein Film wie dieser zeigt, wo die wirkliche Kraft des Kinos liegt», schwärmt Thierry Jobin: «Wenn sich ein grossartiger Autor inspirieren lässt von all dem, was in unserer Gesellschaft passiert – und es dann in einer einzigen Szene wiedergibt!»
Ein emotionaler Moment
Welche weiteren Higlights das FIFF dieses Jahr bietet, verrät Jobin im Filminterview mit arttv. So viel aber sei vorweg genommen: Wenn ein Film zum ersten Mal am FIFF auf die Festivalleinwand projiziert wird, dann ist das für Thierry Jobin jedes Mal ein wichtiger emotionaler Moment, und er setzt sich dazu in die hinterste Reihe des Kinosaales: «Wenn ich nun spüre, wie es einem Film gelingt, das Publikum bei der Hand zu nehmen und es genau so zu fesseln, wie mich selber damals beim Sichten des Filmes, dann kann es sein, dass mir die Tränen kommen!»