Neunzig Jahre nach dem Erscheinen von Erich Kästners avantgardistischen Klassiker verleiht Regisseur Dominik Graf der Geschichte neues Leben. Die ganze Vitalität und Frechheit, ebenso aber die Tragik und Dringlichkeit, die dem Roman zugrunde liegen, kommen in Grafs Film zusammen.
Fabian oder der Gang vor die Hunde
Dominik Graf wurde 1952 in München geboren. Von 1974 bis 1980 studierte er an der Hochschule für Film und Fernsehen München, Abteilung Film. Im Laufe seiner Regie- und Autorenkarriere wurde er u.a. mit dem Bundesfilmpreis, dem Bayerischen Film- und Fernsehpreis, dem Deutschen Fernsehpreis sowie vielfach mit dem Grimme Preis ausgezeichnet. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen die Serie «Der Fahnder» (1984), «Die Katze» (1988), «Die Sieger» (1994), «Hotte im Paradies» (2003), der Kinofilm «Die geliebten Schwestern» (2014), der Zehnteiler «Im Angesicht des Verbrechens» (2010), mehrere Episoden des «Polizeiruf 110» sowie fünf Filme der Reihe «Tatort», darunter «Frau Bu lacht». 2010 erschien ein Buch mit zahlreichen Aufsätzen Dominik Grafs zum Kino.
Zum Film
Jakob Fabian lebt Anfang der dreissiger Jahre in Berlin. Tagsüber arbeitet er als Werbetexter in einer Zigarettenfabrik, nachts zieht er mit seinem besten Freund Labude durch Kneipen, Bordelle und Künstlerateliers. Im Gegensatz zu seinem wohlhabenden Freund bleibt Fabian dort ein distanzierter Beobachter. Auch mit den herrschenden Zeiten der Unsicherheit, denen sich Labude mit politischem Aktivismus entgegenzusetzen versucht, kann Fabian nicht viel anfangen und kommentiert die Geschehnisse ironisch. Während sich Labude nach einer tragischen Trennung Hals über Kopf in Exzesse und Affären stürzt, lernt Fabian eines Tages die selbstbewusste Rechtsreferendarin Cornelia Battenberg kennen. Eine Frau, die eigentlich der Männerwelt abgeschworen hat und keine neue Beziehung sucht. Für Fabian aber ist sie der Lichtblick am düsteren Berliner Nachthimmel. Durch sie gelingt es Fabian für einen Moment seine pessimistische Grundhaltung abzulegen, bis auch er einer Entlassungswelle zum Opfer fällt. Er versucht seine Arbeitslosigkeit vor Cornelia zu verheimlichen, die wiederum den Avancen des Filmproduzenten Makart nachgibt, der sie mit dem Versprechen einer grossen Schauspielkarriere lockt. Während Cornelia ein Verhältnis mit ihm eingeht und Karriere macht, kann Fabian nicht mit dem Arrangement leben und verlässt sie. Seine Welt gerät aus den Fugen. Der unvorhergesehene Selbstmord von Labude stürzt Fabian schliesslich noch tiefer in seine Zweifel an der Welt. Er kehrt Berlin den Rücken zu und sucht bei seinen Eltern in Dresden Zuflucht. Doch auch dort holt ihn das Schicksal wieder ein und der Gang vor die Hunde nimmt seinen Lauf. (Synopsis)
Stimmen
«Die Geschichte eines jungen Moralisten im Berlin der untergehenden Weimarer Republik ist ein essenzielles Stück Literaturgeschichte und von einer bedrückenden Aktualität zugleich.» – Frank Zervos, Leiter der Hauptredaktion Fernsehfilm/Serie, ZDF | «Man hätte sich ‹Fabian› gut als Eröffnungsfilm der Berlinale vorstellen können: eine Hommage an die Stadt, ein Schauspielerfilm, ein Film übers Filmemachen.» – Carolin Ströbele, Zeit Online | «Mit seiner Lust an der Form ist ‹Fabian› ganz bei den Kunstavantgarden der 1920er Jahre, mit der Lust am Spiel seiner Darsteller beim Sprech von vor 90 Jahren und den mal ziemlich wortwitzigen, mal melancholischen Dialogen Kästners. Graf taucht mit ‹Fabian› aus einem Deutschland 2021 direkt in die Weimarer Republik 1931 ein und nicht wieder auf […] Umso beeindruckender dann, wie wenig Gegenwart Graf in die Vergangenheit trägt und wie viel er davon trotzdem aus ihr herausholt.[…] Die am Beginn einmal erwähnte Frage, ob die Welt denn anständig sei, scheint immer wieder auf.» – Jonas Nestroy, critic.de | «Ein Film über die letzten Jahre der Weimarer Republik, über die Liebe und die Moral, der damals spielt und doch ganz von heute ist.» – Michael Meyns, filmstarts.de