Mit viel Humor erzählt Regisseur Thomas Haemmerli Sozialgeschichte – vom Kalten Krieg über Konkubinatsverbote bis zu den Armeeabschaffer:innen – und beleuchtet Stefaninis Leben (1924–2018) vom Immigrantensohn zum milliardenschweren Bauunternehmer und Grosssammler.
DIE HINTERLASSENSCHAFT DES BRUNO STEFANINI eröffnet die 60. Solothurner Filmtage
- Publiziert am 4. Dezember 2024
Die Solothurner Filmtage 2025
Als bedeutendste Werkschau des Schweizer Filmschaffens werden rund 150 Kurz- und Langfilme in den Kategorien Dokumentarfilm, Spielfilm, Animation und Musikvideos gezeigt. Mit über 60 000 Eintritten sind die Filmtage ein wichtiger Publikumsanlass. Gleichzeitig bietet das Industry-Programm «SO PRO» Fachleuten der Filmbranche Gelegenheit für Austausch und Vernetzung. Das detaillierte Programm der kommenden Ausgabe wird an der Medienkonferenz vom 11. Dezember 2024 vorgestellt. Die feierliche Eröffnung findet in der Reithalle in Solothurn statt.
Kaiserin Sissies Unterhosen
Brunos Stefaninis Sammelwut kannte keine Grenzen. Er hortete Schlösser, Atombunker, Panzer, Kunst sowie Objekte von General Henri Guisans Mantel bis zu Kaiserin Sissis Unterhosen. Sein Ziel war stets, ein grosses Museum fürs Volk zu schaffen. Stattdessen hinterliess er nach seinem Tod die Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG), die seither damit beschäftigt ist, die immense Hinterlassenschaft zu ordnen.
Hinterlassenschaften
«Der Film vereint Dokumentation und Unterhaltung und erzählt eindrucksvoll die Geschichte einer aussergewöhnlichen Biografie. Stefaninis Leben zeigt kontroverse Aspekte, die für unsere Zeit hochaktuell sind – einerseits die Bedeutung der individuellen Biografie in der Geschichte, andererseits der Wunsch nach einem Vermächtnis fürs Kollektiv», sagt der künstlerische Leiter der Solothurner Filmtage Niccolò Castelli. «Der Film steht auch stellvertretend für ein Thema, das in diesem Jahr mehrere Filme prägt: Was hinterlassen wir unserer Nachwelt? Im Kontext der 60. Ausgabe der Solothurner Filmtage ist diese Frage insofern passend, als dass es vor allem Geschichten und Bilder sind, die wir hinterlassen und die unsere Erinnerung prägen.»
Völlig heruntergekommen
Stefanini bot Studierenden zwar günstigen Wohnraum an, doch waren seine Immobilien meist völlig heruntergekommen, sodass sich in Winterthur der Begriff «Stefanini-Haus» etablierte. So lebte der Komiker Viktor Giacobbo in einem «Stefanini-Haus», alt Bundesrat und Sammler Christoph Blocher stritt mit Stefanini ums Mietdepot einer Wohnung, und ersteigerte später mit ihm gemeinsam Werke von Albert Anker.
Weltpremiere mit Regisseur Thomas Haemmerli
«An Stefanini faszinierte mich der Fall eines manischen Sammlers mit praktisch unbeschränkten Mitteln sowie seine geschichtsgesättigte Vita.» Thomas Haemmerli ist Autor von Sachbüchern wie «Kreis! Progress! Quadrat!» über konkrete Kunst und bekannt für die Dokumentarfilme DIE GENTRIFIZIERUNG BIN ICH sowie SIEBEN MULDEN UND EINE LEICHE über seine Messie-Mutter. Der Film ist eine Produktion der Turnus Film AG in Koproduktion mit SRF und 3sat.