Für den Kinospielfilm, der humorvoll die Pensionierung und die sich daraus ergebenden Herausforderungen thematisiert, spannen drei vielversprechende Frauen des Schweizer Films zusammen: Hinter der Kamera Petra Volpe und Barbara Kulcsar und in der Hauptrolle Esther Gemsch. Herausgekommen ist ein Film, der gekonnt zwischen Drama und Komödie pendelt und mit Humor, überraschenden Wendungen und Leichtigkeit bezaubert.
Die goldenen Jahre
Synopsis | Die goldenen Jahre
Endlich frei! Ausgelassen feiern Alice und Peter ihre Pensionierung und freuen sich auf eine neue Lebensphase. Da findet Alice heraus, dass ihre beste Freundin Magalie, die völlig überraschend verstirbt, seit 15 Jahren eine Affäre in Frankreich hatte. Die Konfrontation mit der Endlichkeit des Lebens stürzt Peter in eine existenzielle Krise: Er wird, zum grossen Leidwesen von Alice, die eine Geniesserin ist, zum totalen Gesundheitsfanatiker. Als Peter dann auch noch Heinz, den verwitweten Mann von Magalie, einlädt, mit auf eine Kreuzfahrt zu kommen, von der sich Alice frischen Schwung für ihre Ehe verspricht, ist es vorbei mit dem harmonischen Ruhestand. Auf hoher See verbringt Peter seine ganze Zeit mit Heinz. Enttäuscht und verletzt kommt Alice bei einem Landausflug in Marseille kurzentschlossen nicht mehr an Bord zurück. Stattdessen macht sie sich auf die Suche nach Magalies Affäre. Auf getrennten Wegen finden Alice und Peter schliesslich nicht nur zu sich selbst, sondern auch zu einer neuen Art, ihre goldenen Jahre zu verbringen.
Stimmen | Die goldenen Jahre
«Die Geschichte wird so trefflich und mit viel Situationskomik erzählt, dass bereits das Lesen des Drehbuchs ein grosses Vergnügen war. Wir freuen uns eine solch köstliche Komödie in die Kinos zu bringen.» Filmcoopi Zürich
Rezension
von Madeleine Hirsiger
Ja, das Gold, das eben nicht immer nur glänzt. Wie echt sind eigentlich Goldmedaillen oder die glänzenden Oscars? Wir wollen es nicht wirklich wissen – und auch diese «goldenen Jahre», also das Leben nach der Pensionierung, sind wohl aus Scheingold gegossen. Denn die Frage lautet, wie das Leben weitergehen, wie es aussehen könnte, was uns noch bleibt. Ein weites Feld. Die beiden kreativen Frauen Petra Volpe (Drehbuch) und Barbara Kulcsar (Regie) haben darauf eine gelungene Antwort gefunden: Sie zeigen uns eine von vielen Möglichkeiten auf, an die man sich durchaus halten kann, wenn man mal in diesem Lebensabschnitt angekommen ist.
Nix mit Liebestrieben
Im Zentrum stehen Peter (Stefan Kurt) und seine Frau Alice (Esther Gemsch), er frisch pensioniert, sie in der Hoffnung, endlich das Leben noch geniessen zu können, mit allem drum und dran. Eine Kreuzfahrt soll helfen, der eingefahrenen Beziehung wieder etwas Schwung zu verleihen und auch die Liebestriebe wieder etwas zu aktivieren. Aber dafür hat sie den falschen Mann: An Sex denkt er nicht einmal, lieber beweist er sich im Abfahren von steilen Bergstrassen bis zu Erschöpfung, läuft sich auf dem Laufband in die Abhängigkeit – das Herz muss trainiert werden – und isst nur noch Vegan, ohne Alkohol, versteht sich.
Widrige Umstände
Und dann ist da noch das befreundete Ehepaar, Magalie und Heinz (Ueli Jäggi), der bald Witwer wird und mit auf diese maledeite Kreuzfahrt mitgeht, was prompt zu Missverständnissen führt. Und die erwachsenen Kinder: der Sohn, der sich tindermässig fit hält, die Tochter ist dem Wein zugetan, ihr Mann geht fremd, die Kinder leiden. Ja, es könnte besser laufen. Aber eine Frauenbekanntschaft auf dem Schiff öffnet Alice die Augen. Sie handelt, befreit sich vom engen Korsett, findet zu sich. All das führt zu einem unerwarteten, wunderbaren Ende. Die Moral der Geschichte: Es ist nie zu spät, die ausgetrampelten Pfade zu verlassen – seid bereit für unbekanntes Neues.
Fazit: Wir haben es hier mit einem erfrischenden, einfühlsamen und tiefgründigen Schweizer Dialektfilm zu tun. Petra Volpe und Barbara Kulcsar ist es gelungen, alle Klischees und jeglichen Kitsch zu vermeiden und uns auf eine intelligente Weise bestens zu unterhalten.