Caveman
- Publiziert am 30. Juli 2021
Was treibt einen Künstler dazu an, ein Werk zu schaffen, das vollkommen unzugänglich ist?
Der Film erzählt die Geschichte des Bildhauers Filippo Dobrilla (1968-2019), dessen persönliches Testament tief im Verbogenen liegt: eine kolossale Marmorstatue, die er während dreissig Jahren in einer der tiefsten Höhlen Europas geschaffen hat. Eine Höhle, die sich in den Apuanischen Alpen der Toskana, 650 Meter unter dem Meeresspiegel, befindet. «Caveman» feiert Weltpremiere an den Filmfestspielen von Venedig.
Für den italienischen Jungregisseur Tommaso Landucci ist «Caveman» der erste abendfüllende Dokumentarfilm, nachdem er als Regieassistent für Luca Guadagnino und Claudio Giovannesi gearbeitet hat. «Als ich Filippo Dobrilla zum ersten Mal traf», erinnert sich Landucci, «war ich sofort von seiner Anziehungskraft beeindruckt. Ich habe sein abenteuerliches Unterfangen während mehr als vier Jahre verfolgt. Unsere berufliche Beziehung wurde zu einer Freundschaft. Filippo erlaubte mir, in seine innere Welt einzutauchen und ihn auf seinem letzten Lebensabschnitt zu begleiten – während seiner Krankheit, die noch während unserer Dreharbeiten zu seinem Tod führte. «Caveman» ehrt einen Freigeist dessen Geheimnis für immer auf dem Grund einer dunklen Höhle ruhen wird.»
Zum Film
Der Film sucht die Antwort in einem weit zurückliegenden Geheimnis: In der Liebe Filippos zu einem Freund, welche sich ausschliesslich in der intimen Dunkelheit der Höhle abgespielt hat, gegen aussen aber nie publik werden durfte – und schliesslich zerbrach. Danach stieg Filippo weiter in die Höhle hinab und arbeitete in seinem Liebesnest an seiner ehrgeizigsten Skulptur: einem riesigen, schlafenden Männerakt, der der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollte. Für Filippo war das teils mehrtätige Abtauchen in die Dunkelheit der Höhle eine Flucht an jenen Ort, an dem er sich geschützt und fern von Vorurteilen und Zwängen fühlen konnte. Der Rückzug war seine Befreiung. Die unerwartete Diagnose einer Tumorerkrankung verändert das Leben des Künstlers aber radikal. Filippo steigt noch einmal in die Höhle hinab, versinkt in deren Dunkelheit. Doch diesmal gibt es keinen Weg zurück ans Tageslicht.