Scheherazade braucht viel Mut und Esprit, um den König nicht mit den bedrückenden Geschichten dieses Landes zu langweilen. Im Laufe der Nächte löst die Verzweiflung die Angst, und die Entzückung die Verzweiflung ab.
1001 Nacht, Teil 2 – Der Verzweifelte
Zum Film
In Portugal, einem europäischen Staat in der Krise, beabsichtigt ein Regisseur, von der Misere seines Landes inspirierte fiktive Geschichten zu schreiben. Unfähig einen Sinn in seiner Arbeit zu finden, flüchtet er jedoch feige und überlässt seinen Platz der bezaubernden Scheherazade. Im zweiten Teil von Miguel Gomes’ Trilogie erzählt Scheherazade, wie die Verzweiflung die Menschen heimsucht: «Oh glückseliger König, man behauptet, dass eine traurige Richterin zu weinen beginnt statt das Verdikt zu sprechen, wenn die Nacht der drei Mondscheine hereinbricht. Ein Mörder auf der Flucht irrt mehr als vierzig Tage durchs Hinterland, träumt von Huren und Rebhühnern und versteckt sich, um der Polizei zu entkommen. Sich an einen tausendjährigen Olivenbaum erinnernd, erzählt eine verletzte Kuh traurige Geschichten. Die Bewohner eines Hochhauses in einem Vorort retten Papageien und urinieren in die Aufzüge, umgeben von Toten und Geistern, aber auch von einem Hund der…» Und als der neue Tag sich ankündigt, schweigt Scheherazade. Was für Geschichten; wenn das so weiter geht, besteht kein Zweifel, dass meine Tochter geköpft wird, denkt derweil der Grosswesir, Vater von Scheherazade, in seinem Palast in Bagdad.
Stimmen
Mit «1001 Nacht» präsentiert Miguel Gomes ein echtes Monsterwerk; ein so allumfassendes, ehrgeiziges und vielfältiges Projekt, dass es sich auf dem Schneidetisch gleich in ein Triptychon verwandelte. In jedem Teil zeichnet er ein originelles Porträt des zeitgenössischen Portugals anhand von unzähligen Geschichten, die er irgendwo gehört, gesehen oder auf den Politik- und Panoramaseiten der regionalen und nationalen Zeitungen gelesen hat. Olivier Père, cinema.arte.tv | Der gesamte Film oszilliert zwischen Erfahrungsbericht, ironischem Spass an der Selbstinszenierung und emphatischem Glauben an die kollektive Kreativität. […] Das Politische, das Poetische, das Dokumentarische. Alles ist da und bedingt sich gegenseitig. Frédéric Jaeger, critic.de