Franz-Xaver Nager und Stefan Camenzind inszenieren jene fast vergessene Sagenwelt, in der sich Spass ganz unverwandt als Schrecken, Erlebtes als erlogen, Menschen als Geister, Phantasie als Wirklichkeit erweisen können – oder umgekehrt.
Alte Kirche Flüelen | Müller13 – Ds Toggäli im Spittel
D Saagä sind ds Gedächnis vum Volch
1918 setzt die Globalisierung ihre ersten Marksteine in Uri: Eisenbahn, Fabriken, Autos und Staudämme, auf der Kehrseite Armut, Hunger und Arbeitslosigkeit, der Erste Weltkrieg, die erste Pandemie.
So weht die strube Zeit den Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz «mänger Gattig Mänschä» ins Urner Armen- und Krankenasyl. Was sie erzählen, wird zum Vermächtnis des Spitalseelsorgers Josef Müller: Am Ende sind es 1885 schauerliche Frevelsagen, abstruse Legenden und haarsträubende Lügenmärchen aus Uri, ein tausendseitiges Werk, das im Urteil der europäischen Volkskunde «wegen seiner Reichhaltigkeit des Erzählgutes wohl einzig dasteht».
Multimediales Volkstheater
Das Stück verbindet traditionelle Formen des Volkstheaters (Schwank, Marionettentheater, Historienspiel etc.) mit neueren darstellerischen Ausdrucksformen (Multimediales Theater, Trickfilm, Soundscape etc.). Es setzt sich hohe künstlerische Massstäbe, will aber – ganz im Sinne des Volkstheaters – für die breite Bevölkerung zugänglich sein: Komik, Tragik, Lyrik – alles, was unser Leben prägt, findet auch in diesem Theaterstück seinen Platz.