5x2 Tickets zu gewinnen | Ausstellung | Stranger in the Village | Aargauer Kunsthaus
- Publiziert am 28. September 2023
Das Aargauer Kunsthaus thematisiert Rassismus mit den Mitteln der Kunst
Die Ausstellung «Stranger in the Village» lässt Kunstschaffende in einen Dialog mit James Baldwin treten.
In seinem berühmten Text «Stranger in the Village» (Fremder im Dorf) verarbeitete der US-amerikanische Schriftsteller James Baldwin seine von Rassismus durchzogene Erfahrung in der Schweiz der 1950er-Jahre. Baldwins Worte sind bis heute Inspiration für viele Kunstschaffende. Sie halten uns als Gesellschaft einen Spiegel vor und haben nichts von ihrer Brisanz verloren.
Alltagsrassismus im Bergdorf
Ausgangspunkt der Ausstellung «Stranger in the Village» ist der gleichnamige Text des weltberühmten US-amerikanischen Schriftstellers James Baldwin (1924-1987). Anfang der 1950er-Jahre hält sich Baldwin für einige Monate im Schweizer Bergdorf Leukerbad im Wallis auf. Als er sich dorthin zum Schreiben seines Romandebüts zurückzieht, empfangen ihn die Einwohner.innen mit «Erstaunen, Neugier, Belustigung oder auch Empörung». Er wird als «lebendes Wunder» betrachtet und mit dem «N-Wort» bezeichnet. Baldwin stellt fest, dass es immer noch Regionen auf dieser Welt gibt, in denen eine Schwarze Person als eine Entdeckung gilt. Diese Erfahrung verarbeitet er in seinem Essay «Stranger in the Village», der 1953 im Harper’s Magazine erscheint. Darin analysiert Baldwin den Alltagsrassismus im Bergdorf, um schliesslich zu weiterreichenden Reflexionen über die Thematik in seinem Heimatland, den Vereinigten Staaten, auszuholen. Sein Text ist ein Aufruf, sich bestehender Machtverhältnisse und diskriminierender Vorurteile sowie deren zerstörerischen Auswirkungen bewusst zu werden.
Kunstschaffende treten in einen Dialog mit Baldwin
Wie reagieren wir heute in der Schweiz auf Baldwins Worte? In einer Zeit, in der soziale und strukturelle Ungerechtigkeiten stärker wahrgenommen werden, möchte das Aargauer Kunsthaus Rassismus auch mit Mitteln der Kunst thematisieren. Die Ausstellung «Stranger in the Village» vereint zahlreiche Kunstwerke von der Mitte des 20. Jahrhunderts bis heute. Sie verfolgt einen interdisziplinären, kollaborativen und kaleidoskopischen Ansatz. Gleich zu Beginn der Ausstellung begegnet uns die Stimme von James Baldwin in der Verfilmung «Stranger in the Village» von Pierre Koralnik (*1937) aus dem Jahr 1962. Zitate aus dem Essay dienen als Leitfaden und gliedern die Ausstellung in verschiedene Kapitel. Darin werden Werke von zeitgenössischen Kunstschaffenden in dialogischen Ensembles präsentiert und treten so miteinander in Verbindung.
Stranger in the Village | Aargauer Kunsthaus | 3. September 2023 bis 7. Januar 2024
Mehr lesenDie Kunstschaffenden
Eigens für die Ausstellung schaffen Omar Ba (*1977, Genf und Dakar) und Sasha Huber (*1975, Finnland, Schweiz und Haiti) neue Werke. Ebenso werden Werke von in der Schweiz arbeitenden Kunstschaffenden wie James Bantone, Denise Bertschi und Ceylan Öztrük sowie von international bekannten Kunstschaffenden wie Kader Attia, Marlene Dumas, Glenn Ligon und Carrie Mae Weems zu sehen sein. Unter den rund vierzig für die Ausstellung versammelten Kunstschaffenden gibt es auch neue Namen kennenzulernen oder wiederzuentdecken, wie den US-Amerikaner Vincent O. Carter oder den Kongolesen André M’Bon, die beide jahrzehntelang in der Schweiz künstlerisch tätig waren. In der Mitte des Rundgangs bietet ein Vermittlungsraum dem Publikum verschiedene Möglicnkeiten, kreativ mitzuwirken und sich vertieft mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen.
Herangehensweise an die Ausstellung
Diese Ausstellung hat ein mehrheitlich privilegiertes Museumsteam ohne Rassismuserfahrung konzipiert. Um mehr Wissen, Dialog und Diversität einzubringen, wurde die Ausstellung von einem «Advisory Board» begleitet. Dieses beratende Komitee besteht aus Personen unterschiedlicher Fachbereiche und Hintergründe. Sie alle zeichnet eine tiefergehende Beschäftigung mit Thematiken wie rassistische Diskriminierung, Ausgrenzung und Zugehörigkeit oder Dekolonisierung aus – immer mit Bezug zur Kunst und zur Schweiz.