Unter dem Titel «Investment Culture» widmet sich die 7. Ausgabe des Klassik-Festivals der komplexen Thematik der Finanzierung kompositorischen Schaffens in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Winterthurer Industriellen Werner Reinhart, der als Mäzen das Schaffen zahlreicher Komponisten – darunter Igor Strawinsky, Alban Berg, Ernst Krenek und insbesondere Othmar Schoeck – massgeblich unterstützte.
Wie finanziert man Klassik?
- Publiziert am 2. Juni 2025
Bedeutung für kulturelles Erbe und regionale Entwicklung
Das Othmar Schoeck Festival leistet einen wichtigen Beitrag zur Pflege eines kulturellen Erbes von lokaler, nationaler und internationaler Bedeutung. Die ursprünglich auf zehn Jahre angelegte thematische Konzeption ermöglicht eine nachhaltige und vertiefte Auseinandersetzung mit dem Werk des 1886 in Brunnen geborenen Komponisten. Das Festival vermittelt seine Musik gezielt auch an jüngere Generationen, seien es Kinder und Jugendliche der Region oder Musikstudierende. Durch die Verpflichtung hochkarätiger internationaler Künstler:innen entstehen qualitativ hochstehende musikalische Erlebnisse, die weit über die Region hinausstrahlen und so gleichzeitig die touristische Attraktivität von Schoecks Geburtsort stärken. Einige Veranstaltungen finden in der historischen Villa Schoeck statt, wo der Komponist einen Teil seiner grossen Werke schuf und die heute als genuiner Ort der Begegnung mit seinem künstlerischen Schaffen dient.
Hochkarätiges Programm mit renommierten Interpreten
Das Festivalprogramm 2025 präsentiert ein veritables Star-Aufgebot: Das Eröffnungskonzert am 19. September 2025 ist denjenigen Komponisten gewidmet, deren Schaffen durch Werner Reinharts Unterstützung ermöglicht wurde. Neben Werken von Strawinsky, Berg und Krenek gelangen Schoecks «Wandersprüche» op. 42 zur Aufführung, ergänzt durch eine Uraufführung des amerikanischen Komponisten Jeremy Gill, der 2023 im Rahmen einer Künstlerresidenz mehrere Monate in der Villa Schoeck arbeitete. Den Höhepunkt bildet das Abschlusskonzert am 21. September im Seehotel Waldstätterhof mit Christian Gerhaher und dem Kammerorchester Basel unter Heinz Holliger, die Schoecks «Elegie» op. 36 interpretieren werden. Das traditionsreiche Hotel hat eine besondere familiäre Verbindung zu Othmar Schoeck: Seine Mutter Agathe war die Tochter der damaligen Besitzer des Waldstätterhofs, wodurch der Veranstaltungsort eine authentische biografische Dimension erhält. Gerhaher gehört zu den derzeit international erfolgreichsten Sängern, und Heinz Holliger ist ein weltberühmter Schweizer Oboist, Komponist und Dirigent. Weitere Programmpunkte umfassen eine Masterclass Liedduo in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern – Musik, einen Vortrag über Werner Reinhart sowie ein neues Vermittlungsprojekt für Schulkinder.
«Ich halte Othmar Schoeck für eines der grossen musikalischen Genies dieses Jahrhunderts.» – Gerd Albrecht (1935 – 2014), Dirigent
Neue Finanzierungsstrategien für nachhaltige Festivalzukunft
Das Festival entwickelt angesichts der herausfordernden Finanzierungslage neue Strategien zur Planungssicherheit.
Die Tantiemen aus Aufführungen von Schoecks Werken in den Jahren 2025 bis 2027 werden von den beiden Erbengemeinschaften von Schoecks Tochter Gisela (1932-2018) in Deutschland und der Schweiz dem Festival zur Verfügung gestellt. Zusätzlich wurde ein Programm konzipiert zum Aufbau eines Gönnerkreises. Diese Massnahmen sind notwendig geworden, da das Festival wesentlich auf die Unterstützung durch private Stiftungen angewiesen ist. Deren finanzielle Möglichkeiten hängen auch von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und den Aktienmärkten ab.