Das Swiss Orchestra mit Music Director Lena-Lisa Wüstendörfer am Pult geht auf seine nächste Tour durch die Schweiz. Im Herbst spielt das Orchester in Bern, St. Gallen, Zürich und erstmals auch in Davos und Muri. Getreu der Vision Schweizer Klassik bekannt zu machen, stehen neben bekannten Werken von Felix Mendelssohn und Richard Wagner Neuentdeckungen der Schweizer Komponisten August Walter und Joseph Joachim Raff auf dem Programm. Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis begleitet die Tour.
Swiss Orchestra | Neue Schätze der Schweizer Sinfonik
- Publiziert am 10. August 2021
Das Swiss Orchestra wurde 2018 von Lena-Lisa Wüstendörfer gegründet und verschreibt sich der Schweizer Sinfonik. Populäre Werke grosser Klassiker werden unbekannteren aber qualitativ hervorragenden sinfonischen Werken von Schweizer Komponisten gegenübergestellt. Im Dezember 2020 veröffentlichte der Klangkörper seine Debüt-CD mit zwei Weltersteinspielungen. Das Orchester setzt sich aus Berufsmusikern der jüngeren Generation zusammen. Erstklassige Instrumentalisten aus angesehenen Sinfonie- oder Kammerformationen. Das Swiss Orchestra versteht sich als Orchester für die ganze Schweiz und wird auch in Zukunft auf Tour zu erleben sein. Ab Januar 2022 fungiert das Ensemble zudem als Residenzorchester der Andermatt Konzerthalle.
Vergessene Schweizer Klassik
Der Konzertabend wird mit Felix Mendelssohns Ouvertüre zum «Märchen von der schönen Melusine» eröffnet. Mendelssohn besuchte die Schweiz erstmals als 13-jähriger mit seinen Eltern, 1831 bewanderte er das Land dann auf eigene Faust. Und 1843 wurde er von einem jungen Schweizer Komponisten gebeten, dessen Werke zu begutachten. Es handelte sich um den 22-jährigen Joseph Joachim Raff aus Lachen (Kanton Schwyz). Mendelssohn war von den Kompositionen so angetan, dass er sie beim renommierten Verlag Breitkopf & Härtel empfahl und damit der Laufbahn des jungen Raff Auftrieb verlieh. Music Director Lena-Lisa Wüstendörfer hat zwei seiner Schätze aufgestöbert: die Orchesterlieder «Zwei Scenen» sowie «Traumkönig und sein Lieb» sind wahre Trouvaillen, die in der Schweiz wohl zum ersten Mal überhaupt aufgeführt werden. Den Gesangspart übernimmt die Fribourger Mezzosopranistin Marie-Claude Chappuis.
Wagner und Walter in der Schweiz
In regem Austausch mit Joachim Raff stand auch Richard Wagner. Als politischer Flüchtling mit falschem Pass eingereist, liess Wagner sich – anfänglich in Zürich, dann in Luzern – für insgesamt mehr als 15 Jahre in der Schweiz nieder. Das Swiss Orchestra spielt sein in Zürich komponiertes Werk «Träume» aus den Wesendonck-Liedern. Mit einem Schlüsselwerk von August Walter klingt der Konzertabend aus. Der gebürtige Deutsche kam als 25-jähriger für ein Engagement als Dirigent nach Basel, und blieb. 1884 wurde er «in Anerkennung seiner Leistungen auf dem Gebiete der Tonkunst in ehrenvoller Weise» eingebürgert und offiziell zum Schweizer. Seine Sinfonie in Es-Dur gilt zwar als eines seiner Hauptwerke, ist aber heute gänzlich aus den Konzertsälen verschwunden. Ein weiterer Schatz der Schweizer Sinfonik, den das Swiss Orchestra für fünf Abende wieder aufleben lässt.
Das Programm widmet sich vier Tonschöpfern, deren Biografien eng miteinander verwoben sind. Mendelssohn, Raff, Wagner und Walter. Die Schweiz war für die vier Komponisten Heimat, Zufluchtsort, Reiseland oder Inspirationsquelle.
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)
Ouvertüre zu «Das Märchen von der schönen Melusine», op. 32
Joseph Joachim Raff (1822–1882)
Zwei Scenen («Die Jägerbraut»/«Die Hirtin»), op. 199 sowie «Traumkönig und sein Lieb», op. 66 für Singstimme und Orchester
Cavatina aus «Six Morceaux», op. 85 Nr. 3, arr. für Violine und Orchester von Edmund Singer (1874)
Richard Wagner (1813–1883)
«Träume» aus den Wesendonck-Liedern, Fassung für Violine und Orchester, WWV 91B
August Walter (1821–1896)
Sinfonie in Es-Dur, op. 9
Text: Swiss Orchestra