Rund 60 junge Künstler:innen aus aller Welt gestalten dieses Jahr in mehr als 50 Konzerten und Veranstaltungen ein aussergewöhnliches Festivalerlebnis, welches zahlreiche kostenfreie Angebote einschliesst. Organist und Dirigent Marco Amherd ist seit 2020 Intendant. Mit neuen Formaten und innovativen Programmen entwickelt er das Festival stets weiter. Das diesjährige Festival steht unter dem Motto «Utopia».
Musik zwischen Utopie und Zukunftsvision
- Publiziert am 17. Juni 2024
Das DAVOS FESTIVAL ist ein junges Kammermusikfestival, das sich auf der Suche nach neuen Inhalten und Formaten den heutigen Herausforderungen des klassischen Konzertes stellt und mit innovativen Programmen an unerhörten Orten überrascht. In stets wechselnden Kammermusikformationen bringen besonders talentierte junge Musiker:innen nebst Instrumentalwerken der klassischen und modernen Musik auch Vokalmusik sowie Werke aus dem Barock zur Aufführung. Dabei entsteht ein von jeder pädagogischen Überfrachtung freier, sinnlich erfahrbarer Raum des Hörens, ein Raum der Begegnung und ein Raum des Erlebens. Gegründet wurde das DAVOS FESTIVAL – young artists in concert im Sommer 1986 auf Initiative von Michael Haefliger, dem heutigen Intendanten des Lucerne Festivals. Seitdem locken der Geist und die Aussagekraft der jungen Musiker:innen, verbunden mit der Pracht der Davoser Bergwelt, Jahr für Jahr Musikbegeisterte aus der ganzen Schweiz und aus aller Welt nach Davos. Neben dem zweiwöchigen Festival im Sommer gehören auch das Neujahrskonzert sowie die winterliche Singwoche zum festen Programm des DAVOS FESTIVAL.
Drei Programmhighlights der Saison 2024
Das Eröffnungskonzert
«Wir leben in der besten aller Welten», verkündet der Hauslehrer in Voltaires Roman Candide. Und der naive Jüngling glaubt jedes Wort, das sein Meister von sich gibt. Es folgen Naturkatastrophen, Ungerechtigkeiten und Missstände. Candide erlebt die Welt mit all ihren Schrecken, und ihm kommen mehr und mehr Zweifel an der Botschaft von «der besten aller möglichen Welten». Die Philosophie des Optimismus prallt auf die brutale Wirklichkeit. Wie viel Optimismus braucht der Mensch, um Schreckensnachrichten zu verarbeiten und auszuhalten? Optimismus als Ausrede, um sich nicht der Realität stellen zu müssen, oder als bitter nötige Form der Resilienz?
Eröffnungskonzert – Die beste aller Welten | 3. August 2024 | 20.30 Uhr | Kongresszentrum Davos
Marslandung
Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun. Die Planeten des Sonnensystems und die Geschichte des Weltraums faszinieren Astrologie und Astronomie. Ist ein Leben auf dem Mars möglich, und wer glaubt eigentlich noch an Horoskope? Über die Mondlandung ranken sich weiterhin Verschwörungstheorien, und viele wünschen sich, dass Elon Musk endlich auf dem Mars landet und dort bleibt. Das Physikalisch-Meteorologische Observatorium Davos dient als internationales Kalibrierzentrum für meteorologische Strahlungsmessinstrumente und erforscht unter anderem den Einfluss der Sonneneinstrahlung auf das Erdklima. Dem Komponisten William Herschel hätte es wohl gefallen, dass seine Musik an diesem Ort erklingt. War er doch nicht nur ein bekannter Musiker und Komponist, sondern auch der Entdecker des Planeten Uranus. Er erstellte ausserdem die erste detaillierte Karte der Milchstrasse und entwickelte in seiner Zeit hochmoderne Teleskope.
Marslandung | 10. August 2024 | 15 Uhr | Physikalisch-Meteorologisches Observatorium Davos
Politeia
In Platons Politeia wird eine utopische Gesellschaftsordnung dargestellt, die an der Spitze von Philosoph:innen geleitet wird. Aus den Erfahrungen der Athenischen Demokratie im 5./4. Jh. v. Chr. entwickelte Platon das Modell eines Idealstaates, in dem jeder Person gemäss ihren Fähigkeiten und Neigungen ein Platz zugeteilt wird. Ziel ist es, Gerechtigkeit und Harmonie in der Gesellschaft zu erreichen. Ein streitbarer Text, der Demokratien und Autokratien gleichermassen als Anregung dient. Constantin Regamey wurde 1907 als Sohn einer polnischen Mutter und eines Waadtländer Vaters in Kiew geboren. Er unterrichtete altindische Philologie in Warschau und schloss sich im Zweiten Weltkrieg dem polnischen Widerstand an unter einem Decknamen. Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands von 1944 wurde er festgenommen und in das KZ Stutthof bei Danzig gebracht. Dank seines Schweizer Passes gelang es ihm, in die Schweiz zu fliehen. Später wurde er Professor in Freiburg und Lausanne und war stets als autodidaktischer Komponist tätig. Sein virtuoses Quintett schloss er 1944 in Warschau ab.
Politeia | 14. August 2024 | 20.30 Uhr | Kongresszentrum Davos
(Textgrundlage: DAVOS FESTIVAL)