Die aktuelle Ausstellung des Textilmuseums St.Gallen schlägt nicht nur Texti-Lliebhaberinnen und -Liebhaber in ihren Bann. Mit einer unglaublichen Mustervielfalt überraschen insbesondere die japanischen Katagami.
Textilmuseum St.Gallen | Kirschblüte & Edelweiss
Ein Dialog
China, Japan und die Schweiz, drei Regionen mit langen textilen Traditionen, treten in Kirschblüte & Edelweiss in einen Dialog. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Schweizer Textilentwerfer auf die opulenten Gewebe und Stickereien aus China und Japan reagieren, die seit 1870 im Westen Furore machen. So präsentiert die Ausstellung handgestickte und gewebte Textilien Asiens aus der Kollektion des Textilmuseums St.Gallen, denen die Schweizer Maschinenstickerei um 1900 gegenüber gestellt wird. Es folgt der Vergleich des japanischen Katagami-Drucks mit dem Glarner Rotdruck als schweizerischem Pendant.
Aktuelle asiatische Modetrends
Auch widmet sich die Ausstellung der Frage, wie die Impulse aus Asien ab 1900 das Schweizer Textildesign bis heute beeinflussen. Hinterfragt werden unter anderem die gängigen Klischees, denen nicht nur die Schweizer, sondern auch die Japaner anhängen. Deren Schweiz-Bild findet nach wie vor seinen Ausdruck in den «Japankollektionen» der Schweizer Textilproduzenten, denen aktuelle asiatische Modetrends, insbesondere der von der Jugend Tokios gepflegten «Harajuku Style» gegenüber gestellt werden, der einen freien und kreativen Mix von Moden und Kulturen propagiert und somit eine zeitgemässe Antwort auf einen – schon um 1900 wirksamen – globalen Kulturtransfer darstellt.
Asienfieber und «Wow»- Effekt
Das Textilmuseum St.Gallen verdankt seine umfangreiche Asiatika-Sammlung dem Asienfieber, dem der Westen spätestens seit der Wiener Weltausstellung 1873, an der erstmals auch Japan teilnimmt, erliegt. Mode und Raumausstattung verlangen nach Stickereien und Gewebe im Stile Asiens, welche die Schweizer Textilindustrie prompt liefert. In kurzer Zeit legen Textilproduzenten Ende des 19. Jahrhunderts Sammlungen asiatischer Textilmuster, Holzschnitte und Skizzen an, die ihre eigenen Entwerfer zu Dessins à l’Asie inspirieren. Eine Auswahl japanischer und chinesischer Stickereien und Gewebe aus diesen Sammlungen bildet den Auftakt der Ausstellung. Neben zahlreichen Musterstücken, Wandbehängen und Kleidungsfragmenten wie Ärmelbändern sind buddhistische Textilien wie Priestermäntel und Altardecken zu sehen.