Soziokultur | Hofgesang
3/4 aller Stadtzürcher Innenhöfe sind die pure, menschenfeindliche Tristess. Beim 2. Zürcher Hofgesang singen während eines Monats rund 80 Chöre, 2500 SängerInnen in 150 Höfen der Stadt Zürich. Das Hauptziel des Projekts ist die Rückeroberung der Höfe als Begegnungs- und Lebensräume.
Innen- und Hinterhöfe nehmen rund ein Viertel des Stadtraums ein. Gerade in den zentrumsnahen Quartieren sind seit den 50er Jahren die meisten unter ihnen nach und nach in Parkplätze umfunktioniert worden. Mit dem Funktionswandel dieser – oft bescheidenen – Freiräume fehlt der zunehmend multikulturell zusammengesetzten Anwohnerschaft der gute Boden für direkte persönliche Kontakte im vertrauten Umfeld. An diesem Mangel kann Integration scheitern. Wer sich nicht kennt, bringt weniger Verständnis für einander auf, dies kann zu Konflikten führen, anstatt zu guter Nachbarschaft. In dieser Situation möchte der HOFgesang einen Denkanstoss geben, einen Impuls zur Aufwertung der Höfe. Eigentümer- und Anwohnerschaft werden ermuntert gemeinsam Wege zu suchen, wie diese wertvollen Räume vermehrt als Orte der Begegnung gestaltet und genutzt werden könnten.
Der Hofgesangsverein möchte einen Beitrag zur Quartierentwicklung leisten, als Vermittler zwischen den Kulturen und als Kulturvermittler. Dabei verfolgt er einen ebenso neuartigen wie nahe liegenden Ansatz: Chorgesang wird der breiten Bevölkerung, insbesondere auch der nicht konzertgewohnten, buchstäblich nahe gebracht – in den eigenen Hof, wo auch ein Austausch mit den Sänger/innen zwanglos möglich ist. Gerade Kinder und Jugendliche, die in nicht optimalen Wohnverhältnissen leben, sollen wirklich live, und nicht bloss am Bildschirm erleben können, dass es für sie eine Gesangskultur diesseits von ‘Music Star’ gibt, dass Singen befreit und singen vereint.