Für die Werkschau der 47. Ausgabe wurden 226 Neuerscheinungen aus dem Bereich Prosa und Lyrik eingereicht. Die von der elfköpfigen Programmkommission vorgenommene Auswahl spiegelt die grosse Vielfalt des aktuellen Schweizer Literaturschaffens. Auch internationale Autor:innen wie Francesca Melandri, Neige Sinno, Olivia Laing oder Marlene Streeruwitz sind zu entdecken und in Zusammenarbeit mit weiteren Programmgruppen neue Übersetzungen, Performances und Konzerte sowie ein buntes Familienprogramm.
Eintauchen in die Vielfalt des aktuellen Schweizer Literaturschaffens
- Publiziert am 29. April 2025
Die 47. Solothurner Literaturtage präsentieren 140 Veranstaltungen rund um das neue Festivalzentrum Museumspark.
Schreiben gegen das Verstummen
In auffallend vielen Büchern wurde eine Sprache für Unsagbares gefunden: Verlust, Gewalt und individuelle Grenzerfahrungen sind wiederkehrende Themen in den Schweizer und internationalen Neuerscheinungen. Wie (darüber) sprechen, lautet die Kernfrage in vielen literarischen Texten, die sich mit Gewalt- oder Kriegserfahrungen auseinandersetzen. Lizzie Doron und Yevgenia Belorusets, die auf den Kriegsausbruch in ihrer Heimat beide in Form eines Tagebuchs reagiert haben, diskutieren die Möglichkeiten literarischer Zeugenschaft inmitten von Gewalt im Podium «Gegen das Verstummen. Schreiben im Krieg» (Samstag, 20.30 Uhr). Autor:innen wie Neige Sinno, Cigdem Akyol, Shukri Al Rayyan oder Ruth-Maria Thomas verarbeiten Machtmissbrauch und (sexualisierte) Gewalt literarisch beeindruckend und erschütternd. Die
Sachbuchautorinnen Natalia Widla und Miriam Suter beleuchten im Gespräch mit Ruth-Maria Thomas die psychologischen und gesellschaftlichen Mechanismen dahinter (Samstag, 13 Uhr).
Starke Lyrik und ein Special Guest
Sibylle Berg präsentiert ihre schönsten Gedichte – begleitet von der Walliser Musikerin und Special Guest Sina. Rund fünfzig ihrer Songtexte stammen aus Bergs Feder (Freitag, 14.30 Uhr). Eva Maria Leuenberger mit dem Langgedicht «die spinne», das mit dem Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet wird, und Nathalie Schmid vervollständigen die Deutschschweizer Auswahl. Mit Laura Accerboni und Marko Miladinović ist bemerkenswerte italienischsprachige Poesie zur Werkschau eingeladen und aus der Romandie neben der vielseitigen Dichterin Marina Skalova die 2006 geborene Debütantin Adèle de Montvallon. Einen ersten Lyrikband präsentiert auch der durch seine Romane und Essais bekannte David Bosc. Im Gespräch «Premières Poétiques» erkunden er und de Montvallon, was die Gattung der Lyrik ihnen ermöglicht (Freitag, 16 Uhr).
Neues Festivalzentrum und neue Kooperationen
Das neue Festivalzentrum im Museumspark beherbergt eine Aussenbühne mit kostenfreiem Programm. Mit Foodtrucks und der vom Restaurant Kreuz betriebenen Festival-Bar ist es ein lebendiger Ort der Begegnung und lädt bei einzigartiger Atmosphäre zum Verweilen ein. Das Festivalzentrum liegt zwischen dem Konzertsaal und dem Kunstmuseum – zwei von mehreren neuen Spielorten, welche die zweijährige Sanierung des traditionellen Landhauses mit sich bringt. Diese Veränderung bietet Raum für neue Kooperationen. So auch eine Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum, wo die Literaturtage dieses Jahr einen Saal bespielen. Im Workshop «Im Bild erzählen» (Sonntag, 10 Uhr) begeben sich die Teilnehmenden in den Ausstellungsräumen auf eine Spurensuche zwischen Text und Bild und lassen Kunst und Literatur in den Dialog treten.
(Textgrundlage: Pressetext)