Ein Jahr lang zeigt das Zeughaus Teufen in unterschiedlichen Kombinationen neun der insgesamt 120 Quadratmeter gestickten Bildflächen der Künstlerin Hella Sturzenegger. Kuratiert wird die in den Motiven wechselnde Einzelausstellung der Zürcher Künstlerin von Ursula Karbacher.
Zeughaus Teufen | Stirnwand | Hella Sturzenegger
Sie spiegeln die eigene Befindlichkeit wieder und fangen den jeweiligen Zeitgeist ein: Hella Sturzeneggers Bildteppiche erzählen Geschichten.
Ein Jahr für einen Teppich
Hella Sturzenegger ist eine der letzten Schweizer Künstlerinnen ihrer Art, welche von ihrer Stickarbeit leben konnten. Für einen Teppich benötigt sie im Durchschnitt ein Jahr. Geprägt wurde ihr Stil anfänglich nicht nur durch Lissy Funk und Elsi Giauque, zwei Pionierinnen der Schweizer Textilkunst, sondern auch durch Claude Idoux, dessen Atelier Sturzenegger im Rahmen eines Studienaufenthaltes in Paris besuchte. Ihr farbenfrohes Jugendwerk «Printemps» ist noch im traditionellen Klosterstich ausgeführt. Ab den 60er-Jahren fand Sturzenegger jedoch immer mehr zu ihrer eigenen Ausdrucksweise, begann frei zu sticken, variierte die Techniken, arbeitete verschiedene Materialien wie Holz, Stein, Metall oder auch Blütenstaub, Schwefelsäure oder Wachs mit ein.
Spiegel der Zeit
Viele Themen, welche die Künstlerin aufgegriffen hat, sind auch heute noch aktuell. Ihr letzter grossflächiger Bildteppich «Mare Nostrum», der in den Jahren 2016 und 2017 entstand, thematisiert die im Meer ertrunkenen Flüchtlinge der letzten Jahrzehnte. Sturzenegger verwendete dafür unterschiedliche Schwarztöne und verschiedene Sticktechniken. Das Sticken eines «Schwarzen Teppichs» hat die Künstlerin herausgefordert. «Es ist eine eindrückliche Arbeit, vor allem wenn man bedenkt, dass Hella Sturzenegger auf einem Auge kaum mehr sieht», sagt Karbacher. Das 1,80 mal 1,30 Meter grosse Werk, welches das Amt für Kultur für die kantonale Kunstsammlung erworben hat, wird während des ganzen Jahres im Zeughaus zu sehen sein.