Auch in der siebten Auflage des ST. MORITZ ART MASTERS – mit dem Länderfokus Indien – stehen namhafte internationale Künstler im Fokus: Die eigentlichen Highlights sind aber Matthias Brunner im Paracelsus und Nalini Malani im Engadiner Museum.
St. Moritz | Art Masters 2014 | Schwerpunkt Indien
East and West
Der WALK OF ART verbindet die verschiedenen künstlerischen Stationen miteinander: Neben traditionellen Orten in St. Moritz, Zuoz und Samedan sind auch ausgesuchte renommierte Galerien aus der Region in den WALK OF ART integriert und präsentieren zeitgenössische nationale und internationale Künstlergrössen, darunter Positionen des diesjährigen Länderschwerpunkts Indien. Die Doppelausstellung «East/West» von Jitish Kallat und Julian Schnabel manifestiert in der neu eröffneten Galerie von Robilant+Voena in St. Moritz eine Begegnung zwischen zwei Kulturen. Beide Künstler kombinieren ihre jeweiligen Lebenserfahrungen mit ihren Forschungsgebieten, dabei durchschreiten beide kulturelle Grenzen, die heute mehr und mehr zusammenwachsen. Schnabel arbeitet auf bereits vorhandenen Fotografien der Hindu-Gottheit Shiva, während Kallat in Verknüpfung mehrerer autobiographischer, kunsthistorischer, politischer und himmlischer Referenzen die vielen Facetten des Lebens darstellt.
Werkstoff Jute
Kennt man von der zeitgenössischen Kunstszene Indiens eher starkfarbige und narrative Arbeiten, so findet man bei Manish Nai in der Galerie Karsten Greve eine reduzierte Palette an Naturtönen und nahezu ausschliesslich geometrisch-abstrakte Formen. Manish Nais Arbeiten zeichnen sich durch eine einfache Materialität aus. Als Ausgangspunkt seines künstlerischen Schaffens steht der Werkstoff Jute. Dieses traditionelle Naturprodukt wird von Nai in einen künstlerischen Kontext überführt.
Mobile Kapellen
Der in den USA lebende italienische Künstler Francesco Clemente ist gleich an zwei Ausstellungsorten vertreten: zum einen präsentiert das ST. MORITZ ART MASTERS eine seiner monumentalen Zelt-Arbeiten im Schulhaus von St. Moritz. Seine Zelte, die er in Indien hergestellt hat und die er selbst als «Höhlenmalerei» oder «mobile Kapellen» bezeichnet, entführen uns an einen Ort der Stille und Kontemplation. Des Weiteren zeigt die Galerie Bischofberger eine Retrospektive, die Clementes «indische» Arbeiten aus den letzten 25 Jahren vereint. In seiner ganz eigenen Manier bettet er Mythologie und Ikonografie in seine Erzählungen ein. Wie selbstverständlich wachsen Bäume vom Himmel herunter, und der Mann hat vier Beine und ein Haupt, das – wenn überhaupt – irgendwo dazwischen liegt. Ein Mittelfeld zwischen Verheissung, Verführung und Erfüllung oder Glaube und Hoffnung.
Unterwerfung des Egos
Eine Sammlung von Papierarbeiten aus jüngster Zeit des Künstlers, Autors und Verlegers Philipp Keel werden in der Villa Flor präsentiert: Die Aquarelle und Siebdrucke sind von Keels ausgiebigen Reisen inspiriert. Begegnungen und Landschaften finden ihren Ausdruck in eindringlichen Farben die so präzise gesetzt sind, dass viele seiner Werke gleichzeitig eine abstrakte Qualität aufweisen. Der britische Maler Billy Childish hingegen bezieht sich in seiner mehrteiligen Bild-Serie unter anderem auf den Engadiner Künstler Giovanni Segantini. Diese grossformatigen Malereien, die eine universelle Form von Schönheit durch die Unterwerfung des Egos und durch die mystische Kraft des Zeichens zelebrieren, wurden vom Künstler speziell für seine Ausstellung in der Französischen Kirche entwickelt.
Anonymität erwünscht
Darüber hinaus präsentiert das ST. MORITZ ART MASTERS 2014 noch ein ganz besonderes Highlight, die private Kunstsammlung «The Bilderberg Collection». Die historischen Räume der Chesa Planta in Samedan sind die Kulisse für die erste Ausstellung, kuratiert von dem Berliner Künstler Christoph Steinmeyer. Steinmeyer realisiert hier mit über 30 Exponaten aus den Disziplinen Malerei, Fotografie und Skulptur eine erste Werkschau der Sammlung. Die Werke stammen aus verschiedenen Epochen und zeigen einen Querschnitt der Sammlung. Nicht nur die Sammler, sondern auch die Künstler bleiben mit Bedacht ungenannt. Diese Anonymität garantiert, dass sich die Besucher auf das Wesentliche konzentrieren – nämlich auf die Kunstwerke. Weder kunstgeschichtliche Didaktik noch berühmte Namen überschatten die Rezeption der Schau, die auf diesem Wege versucht, dem Betrachter ein selbstbestimmtes Urteil zu ermöglichen, das sich frei von Mode und Personenkult des Kunstbetriebes ausschliesslich der Kunst verschreibt.
Skulpturen Parcours
Die Neupositionierung der Skulptur «TRANSPORTABLER U-BAHN-EINGANG» von Martin Kippenberger soll alle ganzjährig zu besuchenden Skulpturen in der Region zu einem «SKULPTUREN PARCOURS» zusammenfassen. Dies ist ein gemeinsames Projekt der Gemeinden La Punt Chamues-ch, Madulain, Zuoz, S-chanf und St. Moritz, in Zusammenarbeit mit der Art Plaiv der Walter A. Bechtler Stiftung. Zu erkunden sind die bereits bestehenden Werke von u.a. Olaf Breuning, James Turell, Roman Signer, Hubert Kiecol, wie auch die neu installierte Skulptur «Usagi Kannon» von Leiko Ikemura in St. Moritz am See.