Wie kommt ein riesiges U-Boot in den Keller der Kartause Ittingen? Begleitet von vielen kleinen Objekten taucht der Besucher in eine andere Welt ein. Phantasie und Geschichte verbinden sich zu Einem.
Kunstmuseum Thurgau | Atomik Submarine
Atomik Submarine
Im grossen Ausstellungskeller des Kunstmuseums Thurgau ist ein U-Boot gestrandet! Wie ein riesiger Walfisch liegt das Ungeheuer aus Blech und Holz ins Gemäuer eingeklemmt. Begleitet von einer Vielzahl kleinerer Fahrzeuge und Schiffe verwandelt es den ehemaligen Weinkeller des Klosters in eine spektakuläre Theaterbühne für ein Stück, dessen Inhalt ebenso aus dem realen Leben wie aus der freien Fantasie stammt. Kreateur des Spektakels ist François Burland, der mit dem riesigen Unterseeboot sein Schaffen in ungeahnte Dimensionen führt. Schon seit Jahren baut der Künstler an einer Serie von Fahrzeugen, Schiffen und Flugkörpern. Allerdings erreichen die Objekte meist nur die Grösse von Spielzeugen. Vor zwei Jahren wagte sich François Burland mit der Produktion seines U-Boots erstmals an die Realisation eines wahrhaft gigantischen Projektes. Unterstützt von Freunden und Fachleuten nahm er in einer ausrangierten Garage in Bordeaux den Bau des über 18 Meter langen Schiffs in Angriff. In monatelanger Arbeit überzog das Team ein Dachlattenskelett mit Dosenblech, verbaute tausende Nieten und Schrauben und schmückte den Schiffskörper mit pathetischen Zeichen eines untergegangenen Weltreichs.
Komplexe Objekte
Mit seinem Fahrzeugpark, der neben dem grossen U-Boot auch Flugzeuge, Panzer, Automobile und Schiffe umfasst, legt François Burland ein weites Verweisfeld an. Er verbaut in seine Objekte vielfältige Andeutungen auf Kunst, Geschichte, Politik und Alltagskultur. Allgegenwärtig sind etwa Zitate auf die Bilderwelt und den Politjargon der ehemaligen Sowjetunion, die für den Künstler zu den fernen Kindheitserinnerungen zählen. Daneben enthalten seine Spielzeuge vielfältige Hinweise auf die Welt der Comics und Agentenfilme, aber auch auf die Stunden selbstvergessenen Spielens im unschuldigen Kinderzimmer. In Burlands Objekten verbindet sich die Gewalttätigkeit von Kriegsmaschinen mit der Spiellust kindlichen Vergnügens zu einer haarsträubenden Kombination. Die Vorstellung des Schreckens tritt mit spielerischer Leichtigkeit auf und entführt die Fantasie der Betrachterinnen und Betrachter in eine absurde Welt voller Widersprüche. Scheinbar mühelos überschreitet der Künstler immer wieder die Grenze zwischen harmloser Bastelei und ausgefeilter Meisterschaft. Er verwendet für seine Bilder und Objekte oft Abfallmaterialien, die durch seine Handarbeit und seinen Erfindungsreichtum zu vielfältig mit Sinn aufgeladenen Schmuckstücken veredelt werden. Die Ausstellung «François Burland. Atomik Submarine» ist eingebettet ins Jahresthema «Handwerk» der beiden Museen in Ittingen.
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Musée d’Ethnographie Neuchâtel (MEN).