Es war Idee und Wunsch des Stiftungsrats des Kunstmuseums St.Gallen, mit der Präsentation der Neuanschaffungen und Schenkungen nicht mehr zuzuwarten, bis diese im thematischen oder chronologischen Zusammenhang der Sammlung ihre schlüssigen Orte finden würden, sondern dass das Kunstmuseum St.Gallen aus der Fülle der Geschenke regelmässig eigene Präsentationen gestalten.
Kunstmuseum St.Gallen | CAMBIO
Eine Ausstellung, die sich von der Abstraktion über die Fragmentierung und Erscheinungen von Menschenbildern zur abstrakten Fotografie bewegt.
Cambio
Die Skulptur «Cambio» von Karin Karinna Bühler (*1974 Herisau), die 2018 speziell für das Ausstellungsprojekt «Arte Castasegna» entstand und sich zum Leitbild der Ausstellung entwickelte, wurde dem Kunstmuseum St.Gallen 2020 von der Lienhard-Stiftung geschenkt. Dieses glänzende Werk gab der neuesten Sammlungspräsentation des Kunstmuseums St.Gallen den Namen. In poliertem Chromstahl gefertigt, verbildlicht die Skulptur ganz buchstäblich den Wechsel sowie die Tatsache, dass sich Umwelt und mit ihr die Betrachterin und der Betrachter beständig in ihr spiegeln. Für den Rücktransport von Castasegna nach Trogen fixierte die Künstlerin die Skulptur auf dem Dach eines Lieferwagens und fuhr so zurück nach Trogen. Sie beschreibt die Reise als «eine Odyssee, die den Umständen geschuldet ist – der Schneefall in den Alpen gab mir die Reiseroute über Italien vor». «Cambio» spiegelte sich so in vielen neuen Landschaften und wurde zur Fotoserie «Cambio on the road», die schlüssig am Ende der Präsentation «Cambio» zu sehen ist.
Schenkungen für das Kunstmuseum St.Gallen
Die geschenkten Werke haben den gemeinsamen Nenner und Titel, unter dem sie nun für fünf Monate erstmals ausgestellt sind, gleichsam selbst gefunden. In den Nordräumen des Erdgeschosses sind Werke versammelt, die dem Kunstmuseum St.Gallen in den letzten Jahren geschenkt wurden oder die der Kunstverein und das Kunstmuseum erwerben konnten. Die Ausstellung beginnt mit abstrakten Formulierungen, die vorerst jede Gegenständlichkeit auszuschliessen scheinen, und folgt den Spuren einer Malerei, die Gegenständliches in einer grundsätzlich abstrakten Malerei dann doch wieder zulässt.
Ein Rundgang
Dan Christensen (Lexington 1942–2007 New York), Henry Codax (seit 2011 tätig), Raoul De Keyser (Deinze 1930–2012), Olivier Mosset (*1944 Bern), Albert Oehlen (*1954 Krefeld) und Matthias Zinn (*1964 Tegernsee) sind Eckpunkte dieser Malereitradition. Sie kulminiert in einer monumentalen Landschaft, zwei grossformatigen Zeichnungen und einer Skulptur von Per Kirkeby (Kopenhagen 1938–2018), die Heiner E. Schmid dem Kunstmuseum schenkte. Klassische Figuration in den Skulpturen von Hans Josephsohn (Königsberg 1920–2012 Zürich) verbindet sich mit Werkgruppen von Fritz Wotruba (Wien 1907–1975), einem der bedeutendsten Plastiker der späten Moderne, der die figürlichen Komponenten zugunsten geometrischer Abstraktion zusehends auflöste. Diesen Werken antwortet zeitgenössische Kunst in sehr freier Form. Werke von Mäddel Fuchs (*1951 Zürich), Marisa Fuchs (*1946 Zürich), Bethan Huws (*1961 Wales), Urs Lüthi (*1947 Luzern), Johanna Nissen-Grosser (*1931 St.Gallen), Rita Kappenthuler (*1973 St.Gallen) / Nathan Federer (*1992 Heiden), Roman Signer (*1938 Appenzell), Bernard Tagwerker (*1942 Speicher) und Herbert Weber (*1975 Frauenfeld) folgen im Dialog mit den Klassikern einem vergnüglichen Parcours mit überraschenden Wendungen.
Text: Kunstmuseum St.Gallen