«Warum erlaubt uns die Natur die Augen zu schliessen?» – Die Luzerner Künstlerin Maria Arnold war Zeugin des Vietnamkrieges und setzt sich in ihrer Kunst autobiografisch damit auseinander. Eine Ausstellung in der Kunsthalle Luzern präsentiert einen Erinnerungsbericht sowie digitale Zeichnungen.
Kunsthalle Luzern | Maria Arnold
- Publiziert am 17. Mai 2017
Gefangenschaft in Vietnam
Die Einzelausstellung der Luzerner Grafikerin und Illustratorin Maria Arnold (*1949 in Luzern, lebt und arbeitet in Paris/Kriens) in der Kunsthalle Luzern widmet sich der Vietnampolitik und deren Entwicklung seit dem Vietnamkrieg in den 1960er und 1970er-Jahren. Die Künstlerin hat die Zeit des Krieges hautnah miterlebt; so wurde sie während ihrem Aufenthalt von 1969 bis 1975 als medizinische Arztgehilfin in Vietnam mehrere Monate in Gefangenschaft gehalten. Dieses Erlebnis hat Maria Arnold nachhaltig geprägt und sie beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit seit Jahrzehnten autobiografisch mit dem Erlebten und Gesehenen. An der Hochschule für Gestaltung in Luzern liess sich Maria Arnold als zweite Berufsausbildung zur Grafikerin umschulen und begann, ihre Lebensgeschichte in Bezug zu Vietnam in Form von Illustrationen und Texten aufzuarbeiten.
Persönliche Erinnerungsbilder
Die Ausstellung mit dem Titel «Warum erlaubt uns die Natur die Augen zu schliessen?» in der Kunsthalle Luzern wird von einem umfangreichen Buchobjekt begleitet, das Maria Arnold in Eigenregie entwickelt und produziert hat. Sämtliche digitalen Illustrationen und Textbeiträge stammen von der Künstlerin. Protokollhaft, sequenziell und mit einer an digitale Absturzmeldungen erinnernde Typografie gestaltet Maria Arnold ihre persönliche Auseinandersetzung mit den Geschehnissen während ihren Aufenthalten in Vietnam. Ein wichtiger Teil der Ausstellung ist ein serieller Zyklus von digitalen Illustrationen sowie gefalteten Papierobjekten, welche auf kritisch-ironische Weise die Vietnampolitik und deren Protagonisten wiedergeben. Der amerikanische Präsident Richard Nixon, dessen nationaler Sicherheitsberater Henry Kissinger, der vietnamesische Revolutionär und Präsident HồChí Minh oder auch der Vorsitzende der Kommunistischen Partei der Sowjetunion Leonid Breschnew stehen im Zentrum von Maria Arnolds künstlerischen Studien über ihre bewegte Vergangenheit. Es handelt sich um persönliche Erinnerungsbilder, gemischt mit Kindheitserinnerungen von Orten wie Luzern, Kriens, Uri oder ihrer zweiten Wahlheimat Paris.
Buchpublikation
Das Kabinett bestückt Maria Arnold mit zwei Buchpublikationen aus den 1980er-Jahren, die ausschliesslich für das eidgenössische Stipendium für Angewandte Kunst sowie den Werkbeitrag des BAK entstanden sind. Es handelt sich ebenfalls um eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Vietnamthematik. Eine Auswahl von den über zweihundert Zeichnungen, Collagen und handgeschriebenen Blättern mit Stempel und Schablonen werden in einer fein säuberlichen Rahmung präsentiert.