Während Paris Ilya Kabakov mit einer grossen Werkschau im Grand Palais feiert, versammelt das Kunsthaus Zug Werke aus Schweizer Sammlungen und erlaubt einen einzigartigen Blick auf das Schaffen des russischen Meisters.
Ilya Kabakov | Kunsthaus Zug
Schweizer Bezug
1985 stand Ilya Kabakov mit Freunden in einem Wald bei Moskau und durchschnitt feierlich ein Band. So eröffnete er symbolisch die Ausstellung in der Berner Kunsthalle, seine erste im Westen. Auch wenn er selbst nicht anreisen durfte: Jetzt galt er offiziell als Künstler. Die Schweiz blieb in der Folge ein wichtiger Bezugspunkt für Ilya Kabakov, wo er Förderer fand und Freundschaften wuchsen. Diese Entwicklung spiegelt sich in hiesigen Sammlungen, aus denen die Ausstellung «Ich beginne zu vergessen» schöpft. Sie ist bestückt mit Gemälden von 1965 bis 2010, darunter grossformatige Hauptwerke aus den Siebzigern und die neue 14-teilige Serie «Collage of Spaces», die im Kunsthaus Zug erstmals vorgestellt wird. Auf diesen Ölgemälden tauchen vermeintliche Fetzen sowjetischer Propagandamalerei in schwarze Abgründe, als ob unliebsame Erinnerungen endlich entsorgt werden könnten. «Ich beginne zu vergessen» erlaubt zudem eine Gegenüberstellung von Kabakovs Arbeiten während der Zeit in der Sowjetunion mit jenen, die später im Westen entstanden sind. Hinzu kommen seine stilbildenden Alben, Leporellos und die erste im Westen gezeigte Installation «Konzert für eine Fliege» (Kammermusik) aus Zuger Privatbesitz. Ferner eine Reihe von Papierarbeiten der russischen Avantgarde, mit denen sich Kabakov alias Charles Rosenthal malerisch seit längerem humorvoll auseinandersetzt.
Kabakov, ein Star?
Heute ist die Wahrnehmung von Ilya Kabakov paradox. Einerseits gilt er als einer der wichtigsten Künstler der Gegenwart. Dies nicht zuletzt, weil die inoffizielle Kunst der Sowjetunion durch ihn nachträglich den Anschluss an die Kunstgeschichte des Westens gefunden hat. Andererseits wird Ilya Kabakov vermutlich trotzdem unterschätzt. In seinen fantasievollen Arbeiten betrachtet er die moderne Zivilisation ohne ideologische Schranken. In ihrer erzählenden Haltung sind die Bilder zugänglich, obwohl sie stets die Frage in sich tragen: Wer hat hier für wen gemalt und weshalb? Mit Ilya und Emilia Kabakov arbeitet das Kunsthaus Zug seit über einem Dutzend Jahren eng zusammen. «Wir sind stolz und geehrt, dass sie uns diese Werkschau anvertraut haben und wir Ilya Kabakov einmal mehr ganz ‹offiziell› bei uns begrüssen dürfen.» (Matthias Haldemann, Direktor Kunsthaus Zug)