«Ich habe einen Film gemacht, den ich als junger schwuler Sportler nie finden konnte.» Regisseur Adam KalderonIsrael erzählt in «The Swimmer» eine persönlich geprägte Geschichte. Er war selber Profischwimmer in der israelischen Nationalmannschaft. Sein Film relativiert den Begriff «Gewinnen» und verbindet zwei Genres: Den Sportfilm und eine bildstarke Coming-of-Age-Geschichte.
The Swimmer
Unsere erste Yesh! Empfehlung ist dieses wunderbare Drama, in dem der Gewinn einer Medaille weniger wichtig ist als die Eroberung eines Herzens.
Statement des Regisseurs – Adam KalderonIsrael
«Im Sommer 1999 war ich 18 Jahre alt, lebte und trainierte im Wingate Institute und gehörte zum offiziellen israelischen Team, das die Olympischen Sommerspiele 2000 in Sydney im Visier hatte. An den israelischen Schwimmmeisterschaften kam es zum Eklat. Ich lief verängstigt weg, nur mit einem Badeanzug am Körper. Ich gab den Wettkampf auf, auf den ich mich 11 Jahre lang vorbereitet hatte. 15 Jahre später, in denen ich keinen Fuss in ein Schwimmbad gesetzt habe, bin ich bereit, an diesen Ort zurückzukehren und die alten Narben zu beseitigen. Viele Jahre lang konnte ich nicht verstehen, dass der Zustand, in dem ich mich damals befand, darauf zurückzuführen war, dass ich aufgrund meiner sexuellen Orientierung in mir selbst eingesperrt war. Ganz im Sinne des Sportlers Bill Tilden, «Sportler werden durch die Mühen des Verlustes geboren», verlor ich an diesem Tag,1999, alles, wofür ich lebte, und gleichzeitig wurde der Weg geöffnet, der mich zu dem machte, was ich heute bin: ein junger Künstler, der seit 9 Jahren daran arbeitet, im Bereich des Films zu lernen und zu schaffen. «The Swimmer», mein zweiter Spielfilm, erzählt die Geschichte eines Jungen, der sich anders fühlt, aber nicht weiss, wie. Er glaubt, dass seine belastenden Gefühle verschwinden werden, wenn er Olympionike wird. Als Schwimmer lernt er den Preis der Selbstversklavung, der Selbstaufopferung und sogar des Erfolgs und des Ruhms kennen, die alle von einer schicksalhaften Millisekunde abhängen. Aber jetzt, wo er den Errungenschaften, von denen er so lange geträumt hat, am nächsten ist, drückt er seine Liebe zu einem anderen Schwimmer aus, und dadurch gibt er alles auf, was ihm bisher erstrebenswert erschien. Er rettet sich schliesslich damit selbst.»
The Swimmer | Die Synopsis
Erez (Omer Perelman Striks, Gewinner Bester Schauspieler Jerusalemer Filmfestival 2021), ein aufstrebender Star in der israelischen Schwimmszene, kommt in ein Trainingslager in einem Internat, wo der Sieger des Wettbewerbs ein Ticket für die Olympischen Spiele erhält. Dort lernt er den schönen und talentierten Nevo kennen, der in ihm unbewusste Sehnsüchte weckt. Ihr Schwimmtrainer glaubt jedoch nicht an Freundschaft zwischen Konkurrenten. Erez wird gewarnt, sich von Nevo fernzuhalten, fühlt sich aber zu sehr von ihm angezogen. Zwischen den Trainingseinheiten versucht er, seinen Gefühlen nachzugeben und begreift, dass der Gewinn einer Medaille weniger wichtig ist als der Gewinn von Nevos Herz.
INTERVIEW mit Adam KalderonIsrael
Wie sind Sie auf die Idee zu Ihrem Film gekommen?
«The Swimmer» basiert auf meiner ganz persönlichen Geschichte als Profischwimmer in der israelischen Nationalmannschaft.
Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, dass die Menschen Ihren Film sehen?
Der Film rückt den Begriff «Gewinnen» in ein neues Licht. Er ist einer stillen und unterdrückten Bevölkerungsgruppe gewidmet, den schwulen Sportler:innen, und ich hoffe, dass ich mit diesem Film Licht in diesen Tabubereich bringen kann.
Haben Sie den Film mit Blick auf ein bestimmtes Publikum gedreht?
Ich wollte zwei meiner Lieblingsgenres kombinieren, den schwulen Film und den Sportfilm, und die Geschichte durch eine starke visuelle Sichtweise erzählen, die den einzigartigen Blickwinkel von Erez, der Hauptfigur, auf die Situation, in der er sich befindet, widerspiegelt. Daher kann das Publikum den Film auf mehr als eine Weise erleben. Aus dem Blickwinkel des Sports, aus dem Blickwinkel des Schwulseins oder als Filmliebhaber:in.
Wer sind Ihre wichtigsten Referenzen in der Welt des Kinos? Nennen Sie drei Regisseure, die Sie von ganzem Herzen bewundern.
Pedro Almodóvar, Douglas Sirk, John Cassavetes. Pedro Almodóvars farbenfrohe melodramatische Visionen waren der Auslöser für meine Liebe zum Kino und haben mich zutiefst beeinflusst.
Was ist Ihr Lieblingsfilm aller Zeiten?
«The Wasp Woman», ein amerikanischer Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1959 unter der Regie von Roger Corman, einem der Pioniere des unabhängigen Films. Der Film porträtiert die alternde, aber immer noch glamouröse Sprecherin und Leiterin eines Kosmetikunternehmens, die von ihrem Aussehen besessen ist. Ich liebe die Art und Weise, wie der Film von der Amok laufenden Wissenschaft und der vergeblichen Suche des Menschen nach ewiger Jugend handelt.
Was sind Ihre Pläne? Was steht als Nächstes an?
Mein nächster Film ist ein intensives Spektakel, das die vorkulturelle Barbarei und den heidnischen Glauben zum Ausdruck bringt und in der Wüste spielt, wo ich aufwuchs. Die Auseinandersetzung mit Themen wie Beziehungen, Geschlecht und spezifischen Genres hat mich schon immer gereizt.