Als letztes Land der Erde erhielt Bhutan Zugang zu Fernsehen und Internet. Doch die grösste Veränderung stand 2006 noch bevor: Die Einführung der Demokratie. Nach seinem Oscar-nominierten Spielfilmdebüt LUNANA liefert Pawo Choyning Dorji mit THE MONK AND THE GUN eine witzige und warmherzige Politsatire mit überraschenden Wendungen.
THE MONK AND THE GUN
THE MONK AND THE GUN | Synopsis
Während die Bevölkerung Bhutans gerade James Bond, das Fernsehen und das Internet entdeckt hat, beschliesst der König, sein Land weiter zu modernisieren, indem er Wahlen anberaumt, um ein parlamentarisches System einzuführen. Doch kaum steht der politische Wandel bevor, beginnt die Machtgier die Gemüter der sonst so sanftmütigen Bevölkerung zu erhitzen. Regisseur Pawo Choyning Dorji schickt drei Figuren auf die Reise, deren Wege sich vor atemberaubender Kulisse kreuzen werden: Wahlleiterin Tshering Yangden soll in den Bergdörfern Testwahlen durchführen und ein junger Mönch für die geheimnisvolle Zeremonie seines Meisters zwei Schusswaffen finden, während ein US-amerikanischer Waffensammler ein altes Gewehr sucht.
THE MONK AND THE GUN | Weitere Stimmen
«Bhutans grandioser Oscar-Kandidat übt scharfsinnige Kritik am westlichen Einfluss.» – Variety | «THE MONK AND THE GUN stellt die Frage, ob die vollständige Modernisierung eines Landes es wert ist, diese mit dem eigenen Glück zu bezahlen.» – Roger Ebert | «Eine humorvolle satirische Komödie über Demokratie und Gewalt.» – The Hollywood Reporter
THE MONK AND THE GUN | Rezension
Von Madeleine Hirsiger
Der Mönch mit dem Gewehr – zwei Dinge, die so gar nicht zusammenpassen und doch ergeben sie am Ende Sinn. Gleich vorweg, noch selten bin ich aus dem Kino gekommen und war dermassen überwältigt. THE MONK AND THE GUN ist ein kleiner aber umso wichtiger Film. Wir befinden uns im Kleinstaat Bhutan, im Himalaja eingebettet und schreiben das Jahr 2006. Der König verzichtet auf den Thron, um einem modernen Regierungssystem – der Bildung einer Demokratie – Platz zu machen. Und das bringt einige Verwirrungen ins Dorf Ura. Tashi, der junge Mönch, läuft mit einer Gasflasche durch ein Blumenfeld und umkreist damit eine Stupa, bevor er im bescheidenen Haus seines meditierenden Meister ankommt. Der Lama hat eine Aufgabe für ihn: bis zum Vollmond in vier Tagen hätte er gerne zwei Gewehre. Der Zögling stellt natürlich keine Fragen und macht sich auf den Weg. Er hat noch nie ein Gewehr gesehen. Aber die Aufgabe muss um jeden Preis erfüllt werden.
Ein seltenes Fundstück
Zeitgleich landet auf dem Flughafen in der Hauptstadt Thimphu ein junger Amerikaner, der auf der Suche nach einem seltenen Gewehr ist. Er wird von einem Fahrer aus der Stadt abgeholt und zu einem älteren Mann gebracht, der im Besitz eines solchen Gewehres ist. Das seltene Stück stammt aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs. Ganz aus dem Häuschen bietet der Amerikaner 75.000 Dollar, doch der alte Mann ist verwirrt, findet das alles viel zu viel, doch sie kommen ins Geschäft. Am nächsten Tag will der Amerikaner das wenige Geld bringen und das Gewehr mitnehmen. Tashis Suche nach einem Schiesseisen führt auch ihn in dieses Haus. Und weil sich der Lama ein solches wünscht, übergibt ihm der alte Mann ohne zu zögern das Objekt der Begierde, denn der Lama steht über allem. Das ist dann der Anfang einer abenteuerlichen Geschichte, nicht nur für den Amerikaner.
Der König will sich abschaffen
Und dann sind da noch die Wahlen! Die Regierung schickt eine junge Frau in Tashis Dorf, um der Bevölkerung das Wahlsystem zu erklären. Schliesslich müssen da viele Leute an den Urnen zu sehen sein, sind doch Vertreter von CNN, BBC und Al Jazeera auf dem Weg ins Land, um über dieses aussergewöhnliche Ereignis zu berichten. Bhutan war das letzte Land der Welt, das ans TV-Netz und ans Internet angeschlossen wurde. Es sind die Farben Rot, Blau und Gelb, die für verschiedenen Regierungsoptionen stehen. Bei einer ersten Wahlübung legen 95 % der Leute die Farbe «Gelb» in die Urne, es ist die Farbe des Königs.
Authentisch und ehrlich
THE MONK AND THE GUN ist ein gelungener Film, der eine traditionelle und eine moderne Lebensweise aufeinandertreffen lässt. Regisseur Pawo Choyning Dorji arbeitet mit Laiendarstellern – es gibt in Bhutan gar keine andern – was seiner Geschichte eine hohe Authentizität verleiht. Am Ende gewinnt die einfache, ehrliche und pazifistische Haltung einer Bevölkerung, deren tiefes Vertrauen in die Lehren Buddhas dominiert und die nach dem Grundsatz lebt: Das Motiv einer Handlung ist viel wichtiger als die Handlung selbst.
Fazit: THE MONK AND THE GUN ist ein wunderbarer Gegensatz zu unserer schnelllebigen, ehrgeizigen und auf Profit ausgerichteten Lebensweise. Man kann sich im Kinosessel zurücklehnen und sich auf eine entschleunigte, herzerwärmende Geschichte einlassen. Auch die Auflösung, warum der Lama bis zum Vollmond zwei Gewehre haben wollte, ist erhellend.