Regisseurin Gia Coppola ist mit diesem nachtfiebrigem Las-Vegas-Film eine berührende und bittersüsse Hommage an eine Tänzerin im Spätherbst ihrer Karriere gelungen. Pamela Anderson spielt in THE LAST SHOWGIRL herzerwärmend die perfekt besetzte Hauptrolle und beweist eindrücklich, sie ist mehr als die Rettungsschwimmerin Casey Jean damals in Baywatch.
THE LAST SHOWGIRL
THE LAST SHOWGIRL | SYNOPSIS
Nach 30 Jahren wird die Show von Shelley (Pamela Anderson) in Las Vegas abgesetzt. Nun steht das 50-jährige Showgirl vor einer ungewissen Zukunft und versucht mit der Hilfe ihrer Kollegin Annette (Jamie Lee Curtis), die Beziehung zu ihrer Tochter zu retten, die sie über Jahre vernachlässigt hat.
THE LAST SHOWGIRL | WEITERE STIMMEN
«Coppola setzt Anderson in THE LAST SHOWGIRL sowohl visuell als auch erzählerisch sympathisch in Szene […] Vegas sah selten so verführerisch aus.» – The New York Times | «THE LAST SHOWGIRL zeichnet ein zeitgleich ernüchterndes wie auch herzerwärmendes Bild einer erfahrenen Unterhaltungskünstlerin, die auf brutalste Art und Weise altersbedingt aussortiert wird und dabei stets um Würde und Anerkennung kämpft.» – Outnow | «Regisseurin Gia Coppola ist mit diesem nachtfiebrigem Las-Vegas-Film eine berührende und bittersüsse Hommage an eine Tänzerin im Spätherbst ihrer Karriere gelungen. Pamela Anderson spielt darin herzerwärmend die perfekt besetzte Hauptrolle.» – Zurich Film Festival
THE LAST SHOWGIRL | REZENSION
von Djamila Zünd
Mit THE LAST SHOWGIRL liefert Gia Coppola einen berührenden Film, der von Sensibilität und Emotionen geprägt ist. Eine Rolle, die einen entscheidenden Schritt in Pamela Andersons Karriere darstellt, und mit der sie nicht gerechnet hatte, wie sie selbst in einem Interview sagte. Anhand des Porträts von Shelly, einer Kabarett-Tänzerin in Las Vegas am Ende ihrer Karriere, erkundet der Film Themen, die ebenso ergreifend wie universell sind.
Im Rampenlicht
THE LAST SHOWGIRL besticht von den ersten Bildern an durch seine raue und ehrliche Ästhetik. Trotz des relativ geringen Budgets für die Dreharbeiten setzt Gia Coppola ihre Inszenierung mit grosser Genauigkeit um. Die Kamera ist ganz nahe an den Körpern und Gesichtern, fängt die Emotionen differenziert ein und macht jede Regung spürbar. Die Wahl des 16-mm-Films mit seiner ausgeprägten Körnung verstärkt den Kontrast zwischen dem trügerischen Glanz der Neonlichter und der stillen Melancholie hinter den Kulissen. Pamela Anderson verkörpert diese Dualität mit einer beunruhigenden Intensität. Ihr Gesicht, das mal entblösst und von Botox-Injektionen gezeichnet ist, mal unter dickem Make-up verborgen bleibt, wird zum rissigen Spiegelbild einer Welt, in der die Illusion Königin ist und der Wettlauf um Perfektion und ewige Jugend sich wie ein Diktat aufdrängt. Was das Bild von Las Vegas betrifft, ist dieses weit entfernt von flamboyanten Klischees und wird mit Zurückhaltung in Szene gesetzt.
Fernab vom Mythos, nah an der Realität
Pamela Anderson hat mit ihrer Rolle als Rettungsschwimmerin in MALIBU ALERT mehrere Generationen geprägt und Fernsehgeschichte geschrieben. Doch die Kabarett-Tänzerin Shelly ist wohl die ergreifendste Rolle, die sie je gespielt hat. Anderson verkörpert eine Frau, die darum kämpft, auf andere Weise zu existieren. Ihre Darstellung ist von seltener Aufrichtigkeit und verbindet Verletzlichkeit mit Würde. Ihr abschliessender, weitgehend improvisierter Monolog lässt uns sprachlos zurück. An ihrer Seite ist Jamie Lee Curtis, die als Annette überrascht. Sie ist äusserlich fast nicht als Curtis erkennbar. Ihr künstlich gebräunter Teint schwankt zwischen Gelb und Orange. Überschwänglich und voller Elan haucht sie dem Film eine belebende Energie ein, die im Kontrast zu Shellys Melancholie steht. Ihre Improvisation über «Total Eclipse of the Heart» ist ein unvergesslicher Moment – wagen wir die Behauptung – eine regelrechte Kultszene. Billie Lourd, Kiernan Shipka und Dave Bautista vervollständigen die tadellose Besetzung. Jede Figur, auch wenn es sich um eine Nebenrolle handelt, erhält von der Regie besondere Aufmerksamkeit, was den emotionalen Reichtum des Films verstärkt.
Frauen über 50 verschwinden nicht, sie glänzen
Der Film beleuchtet eine Wahrheit, die allzu oft verschwiegen wird: die Unsichtbarmachung von Frauen ab einem bestimmten Alter, insbesondere in der Unterhaltungsbranche. Nach dreissig Jahren auf der Bühne wird Shelly aussortiert und durch eine jüngere, aufreizendere Version ersetzt. Ein traurig vertrautes Szenario. THE LAST SHOWGIRL prangert ein System an, das Frauen die Illusion ewiger Jugend verkauft, um sie dann auszulöschen, wenn sie dem nicht mehr entsprechen. Aber THE LAST SHOWGIRL liefert auch eine alternative Antwort: Das Altern muss weder ein Makel noch ein Verlust sein. Es ist ein Recht, eine Stärke, eine neue Bühne, auf der man noch glänzen kann.
Fazit
THE LAST SHOWGIRL offenbart unter dem Deckmantel der Leichtigkeit eine erstaunliche emotionale Tiefe. Gia Coppola hat ein intimes und zugleich universelles Werk geschaffen, das unsere Beziehung zur Vergänglichkeit hinterfragt. Pamela Anderson mit ihrer zerbrechlichen Stimme und ihren unvorhersehbaren Ausbrüchen von Begeisterung oder Wut enthüllt eine beunruhigende Verletzlichkeit, einen Strudel der Angst unter einer Fassade des Vertrauens. In dieser Rolle liefert sie eine unvergessliche Leistung und beweist, dass es nie zu spät ist: Mit dem richtigen Drehbuch, egal in welchem Alter, kommt das Talent erst so richtig zum Ausdruck und eine grandiose Leistung folgt!