Im zweiten Teil seiner «Paradies»-Trilogie untersucht Ulrich Seidl, was es genau bedeutet, das Kreuz auf sich zu nehmen. Für Anna Maria, Röntgenassistentin und Schwester von Teresa («Paradies: Liebe»), liegt das Paradies nicht in Kenia, sondern bei Jesus.
Paradies: Glaube
Zum Film
Anna Maria ist mit Leib und Seele Katholikin. Sie rutscht auf Knien betend durch die Wohnung, ihr Haus hat mehr Kruzifixe als eine Kirche, und zur Strafe für fremde Sünden peitscht sie sich gern mal aus. Selbst mit ins Bett nimmt Anna Maria ihren Jesus. Ihren Urlaub verbringt sie damit, eine Wandermuttergottes-Statue von Haus zu Haus zu bringen, um Einwanderer und Sesshafte vom christlichen Paradies zu überzeugen – und Österreich wieder katholisch zu machen. Eines Tages kehrt ihr Ehemann Nabil, ein im Rollstuhl sitzender Moslem, nach Jahren der Abwesenheit aus Ägypten zurück und fordert seine Rechte als Ehemann ein. Ein Kleinkrieg um Ehe und Religion beginnt. Doch bald eskaliert die Situation zwischen den Eheleuten, und beider Glauben wird auf eine harte Probe gestellt.
Stimmen
«Paradies: Glaube» ist eine filmische Pieta, die von Kreuzstationen einer Ehe und der Sehnsucht nach Liebe erzählt. Pressetext | Hervorragend! Brillant und überzeugend. New York Times | Eine intime Studie über Fanatismus. Der Tagesspiegel | Der Blick in die Abgründe des christlichen Fundamentalismus beeindruckt durch streng kadrierte Bilder. Der routinierte Provokateur macht das Private zum Politischen. Blickpunkt: Film | Sein Stil mit oft langen und distanzierten Einstellungen besitzt poetische Kraft und grosse Unmittelbarkeit. Egal ob man die Filme von Ulrich Seidl mag oder nicht, sie fordern den Zuschauer immer zu einer Haltung heraus. Kalt lassen sie einen nie. srf.ch | Blamage und das radikale Aufzeichnen des alltäglichen Wahnsinns hat bei Seidl wiederum Methode – hier kommt er ran an die Figuren und deren Innenleben. Und auch an die österreichische Seele an sich, die bei ihm stets respektvoll, aber hyperehrlich portraitiert wird. Beatrice Behn, kino-zeit.de
Ausgezeichnet mit dem Spezialpreis der Jury am Filmfestival Venedig 2012