ON VOUS CROIT

ON VOUS CROIT | SYNOPSIS

Heute steht Alice vor einem Richter und darf sich keinen Fehler erlauben. Sie muss ihre Kinder verteidigen, deren Sorgerecht in Frage gestellt wird. Wird es ihr gelingen, sie vor ihrem Vater zu schützen, bevor es zu spät ist?

ON VOUS CROIT | REZENSION

von Madeleine Hirsiger

ON VOUS CROIT bietet echtes Drama, das uns von der ersten bis zur letzten Minute in seinen Bann zieht und uns den Atem raubt. Bereits die Eröffnungsszene schockiert: Eine verzweifelte Mutter versucht auf einem Stadtplatz, ihren kleinen Sohn Etienne dazu zu bringen, mit ihr in den nächsten Bus zu steigen. Er wälzt sich auf dem Boden und schreit wie am Spies. Dieser emotionale Auftakt kündigt eine spannungsgeladene Geschichte an. Es steht viel auf dem Spiel: Alice, die Mutter, brillant gespielt von Myriem Akheddiou, kämpft vor Gericht darum, dass ihrem Ex-Mann jeglicher Kontakt zu ihren beiden Kindern untersagt wird. Im Kampf um das Sorgerecht darf sie sich keinen Fehler erlauben. Die fast 50-minütige Gerichtsszene, in der Alice ihrem Ex-Mann auf der Anklagebank gegenübersitzt, ist geschickt in den Alltag eingebettet, der das verstörende Verhalten von Etienne zeigt. Das Kind ist traumatisiert, und man ahnt, dass ein Missbrauch vorliegt. Die Gerichtsverhandlung entwickelt sich zu einem Kammerspiel: In hochemotionalen Szenen wird eine unglaubliche Spannung aufgebaut, die schliesslich die schreckliche Vermutung enthüllt. 

Eine ungewöhnliche Produktion

Das belgische Film- und Audiovisuelle Zentrum, das ON VOUS CROIT im Rahmen seiner Förderung für Low.Budget-Produktionen gefördert hat, bewies grosses Vertrauen in das Regieduo Charlotte Devillers und Arnaud Dufeys, ist es doch deren erster Film. Für die beiden, die auch das Drehbuch schrieben, war es eine grosse Herausforderung, denn für die Low-Budget-Produktion hatten sie nur zwei Jahre Zeit – vom ersten Wort auf dem Papier bis zum fertigen Kinofilm. In einem Interview erklärten sie, wie der straffe Zeitplan die Kreativität und die Energie des Teams beeinflusste. So verzichteten sie auf künstliche Beleuchtung und drehten die zentrale Gerichtsszene mit drei Kameras in einer einzigen Einstellung in nur 13 Tagen.  Bemerkenswert ist auch, dass echte Anwälte ihre Parts spielten, was nicht nur zeitsparend war, sondern auch die Authentizität förderte. Diese Zusammenarbeit führte zu einer bereichernden und lohnenden Dynamik; die Interaktionen der Anwälte mit den Schauspieler:innen wirkten natürlich und zutiefst glaubwürdig. 

Fazit

Es ist selten, dass eine Geschichte die Zuschauenden derart in ihren Bann zieht, wie dies ON VOUS CROIT gelingt. Exzellent gespielt, mit einer versierten Kameraführung, insbesondere im Gerichtssaal, nehmen wir an Alice’ emotionaler Reise teil. Ihre anfänglichen Schuldgefühle, den Kindern nicht gerecht zu werden, wandeln sich durch ihre überzeugende und engagierte Rede vor Gericht in ein neu gewonnenes Selbstwertgefühl. 
Der letzte Satz im Film, der den Kindern gilt, lautet: «On vous croit» – man glaubt euch. Denn auch sie wurden zu ihrem Vater befragt, den sie nicht mehr sehen wollten. 

ZUSAMMENGEFASST, WARUM MAN SICH DEN FILM DEFINITIV ANSCHAUEN SOLLTE

Fesselnder Thriller:
Der Film ist unglaublich spannend, mit einem Rhythmus, der kaum Zeit zum Luftholen lässt.

Kammerspiel-Charakter:
ON VOUS CROIT ist ein intensives Kammerspiel, das eine Familiengeschichte nahezu in Echtzeit erzählt, wodurch eine dichte und beklemmende Atmosphäre entsteht.

Starke Darsteller:innen:
Die schauspielerischen Leistungen überzeugen. Insbesondere die subtile und gleichzeitig kraftvolle Darbietung von Myriem Akheddiou ist ein echtes Highlight.

Fokus auf einen Gerichtsdrama-Konflikt:
Die Handlung dreht sich um eine Frau, die vor Gericht um das Sorgerecht für ihre Kinder kämpft, was zu einem intensiven Gerichtsdrama führt.

Fazit:
ON VOUS CROIT ist dicht geschrieben und tadellos gespielt, was zu einem fesselnden Filmerlebnis beiträgt, das man sich nicht entgehen lassen sollte.