In einer kleinen Provinzstadt gab sich 2011 ein 19-jähriger Straftäter ganze drei Monate als Priester aus. Die Schlagzeile ging durch die polnischen Medien, der damalige Journalsit Mateusz Pacewicz hat nun aus dieser unglaublichen Geschichte ein Drehbuch gesponnen, das Regisseur Jan Komasa meisterhaft in Szene setzt. «La Communion» wurde für den Oscar in der Kategorie «Bester internationaler Film» nominiert.
La Communion – Corpus Christi
Zum Film
Der 20-jährige Daniel findet in der Jugendstrafanstalt zum Glauben und zur spirituellen Berufung. Das Verbrechen, das er begangen hatte, verunmöglicht ihm jedoch den Zugang zum Priesterseminar. Als er auf Bewährung frühzeitig aus der Haft entlassen wird, um in einer Schreinerei in der Nachbarstadt zu arbeiten, übernimmt er anstatt dessen als Priester verkleidet deren Pfarrgemeinde. Die Ankunft des jungen und charismatischen Seelsorgers stellt die Gewohnheiten der konservativen Gemeinde auf den Kopf.
Jan Komasa ist ein polnischer Regisseur und Drehbuchautor und hat an der Filmschule in Lodz studiert. Sein erster Kurzfilm «Nice to See you» lief im Nebenwettbewerb CinéFondation der Internationalen Filmfestspielen von Cannes, wo er drei Preise gewonnen hat. Sein erster Langspielfilm «Suicide Room» wurde für die Sektion Panorama an der Berlinale ausgewählt. Darauf folgte der Kriegsfilm «Warsaw 44», der in Polen grosse Erfolge feiern durfte. «La Communion» ist Komasas dritter und mit über 1’300’000 Besuchern erfolgreichster Langspielfilm und war bei den Oscars für den besten fremdsprachigen Film nominiert.
arttv Rezension
Der junge Straftäter Daniel büxt aus und wird zu Pfarrer Tomasz in einem idyllischen Dorf in Ostpolen. Sein Glaube war ihm schon Stütze während seiner Haft – nun berührt er in seinen Predigten die Herzen der Menschen in seiner Gemeinde. Er nimmt Christus beim Wort und wird selbst zum Ecce Homo. Niemand ist ohne Schuld, predigt er und fordert die Menschen auf, Christus im Hier und Jetzt zu erleben. Und: Er will Sühne tun und weiss, wovon er spricht.
Vielfache Suspense prägt «Corpus Christi». Zum einen: Wird die wahre Identität von Daniel ans Licht kommen? Aber auch seine mysteriöse Vergangenheit sowie ein Autounfall, in dem sieben junge Menschen ihr Leben verloren, um die die Gemeinde nun zwischen Hetze und Schmerz trauert.
«Corpus Christi» war 2020 Polens Beitrag für die Oscars und basiert auf wahren Ereignissen. Ein junger Mann gab sich drei Jahre lang in einer polnischen Kleinstadt als Priester aus und zelebrierte die liturgischen Rituale. Regisseur Jan Komasa («Suicide Room») zeichnet eine Gesellschaft, in der Kirche und Religion auseinanderklaffen, und eine Coming-of-Age-Geschichte, für die er auf Bartosz Bielenias Schauspielkunst zählen kann – dessen Gesicht, dessen eisiger Blick in seltener Eindringlichkeit seine inneren Kämpfe veranschaulichen. Die Dramaturgie verzichtet auf viele Worte und schafft umso emblematischere, gefühlsintensive Momente. Unterstützt von einer Kamera, die in fixen Einstellungen das Gefangensein der Menschen und ihr Verstricktsein in Rachlust und Machtgier noch akzentuieren, während die Innenräume in stickig-fahles Licht getaucht sind – dort, wo sich die stillen Dramen abspielen und die Menschen um ihr Seelenheil ringen.
Doris Senn, arttv.ch
Weitere Stimmen
«Gepaart mit überzeugenden schauspielerischen Leistungen und einem durchdachten Plot hat sich ‹La Communion› in Polen absolut zu Recht zum Arthouse-Hit von 2019 gemausert» – cineman | «Mit Präzision, Stilsicherheit und dramaturgischen Minimalismus treibt Komasa seine Figuren an die menschlichen Abgründe. Dabei brilliert Hauptdarsteller Bartosz Bielenia als gutherziger und unkonventioneller Priester mit Gefängnis-Vergangenheit. Für seine Leistung erhielt Bielenia zahlreiche Auszeichnungen und wurde 2020 zum European Shooting Star gekürt.» – Kino.de | «Meisterhaft geschrieben von Mateusz Pacewicz und spannungsvoll inszeniert von Komasa, voller Wendungen und Überraschungen, ist ‹La Communion› bis zum Schluss fesselnd. Die mitreissende Erzählkraft komplexer moralischer Entscheidungen ist einfach nicht zu leugnen.» – Kenneth Turan, LA Times