Oder treffender gesagt, das Fokusprogramm widmet sich dem Thema Kitsch. Das Glitzernde, Seichte, Gefühlige und Gefällige – einst als «Unkunst» und «schlechter Geschmack» der Massen abgetan – ist längst Kult. Höchste Zeit, sich mit dem Thema auch im Bereich Film auseinanderzusetzen.
kommerziell oder subversiv?
- Publiziert am 10. Oktober 2025
Die ultimativen Kitsch-Merkmale im Kino:
Emotionale Übertreibung: Filme, die als kitschig gelten, neigen dazu, Gefühle übermässig zu betonen, oft auf eine Weise, die als anbiedernd oder rührselig empfunden wird.
Oberflächlichkeit und Klischees: Kitschige Filme greifen häufig auf oberflächliche «schicke» Elemente zurück oder bedienen sich leicht verständlicher Klischees, um eine breite Wirkung zu erzielen.
Nostalgie und Sentimentalität: Kitsch ist oft mit Nostalgie und einer übermässigen Süsslichkeit verbunden, die tiefere Emotionen nachahmt, aber weniger komplex ist.
Kitschelemente Im Arthauskino
Als populäres Massenmedium hatte der Film ohnehin noch nie Berührungsängste mit dem Kitsch. In den Anfängen der Filmgeschichte funkelt und trieft es. Und auch das Arthousekino – etwa einer Agnès Varda oder eines Pedro Almodóvars – spielte bereits in den 1960er- und 1970er-Jahren bewusst mit Kitschelementen, um die mit dem Geschmacksurteil verbundenen Wertungen zu hinterfragen. Denn die Auseinandersetzung mit Kitsch spiegelt oft tiefere Diskussionen über den Wert von Kunst und Unterhaltung wider, insbesondere im Kontext der Massenkultur und des kommerziellen Kinos.
Kitsch in den Händen antidemokratischer Kräfte?
Heute scheint Kitsch allgegenwärtig und so akzeptiert wie noch nie. Damit wird es immer schwieriger, zwischen subversiver Aneignung und kommerzieller Ausbeutung zu unterscheiden. Das haben zuletzt Mainstreamfilme wie «Barbie» oder die queere Wohlfühl-Trilogie «Oslo Stories» gezeigt. Welche ästhetischen Normen gelten noch? An welche gesellschaftlichen Hierarchien sind sie geknüpft? Und wie gefährlich ist Kitsch in den Händen antidemokratischer Kräfte? Das thematisieren die Solothurner Filmtage unter anderem mit Filmen von Lucile Hadžihalilović (LA TOUR DE GLACE), Max Linz, Kukla und dem marxistischen Medienkollektiv Total Refusal.
Textgrundlage: Solothurner Filmtage