Regisseur und Drehbuchautor Ido Fluk zeigt in seinem mitreissenden Film wie damals Vera Brandes, erfrischend gespielt von Mala Emde, dank ihrer Kühnheit schon mit 16 einen ersten Auftrag als Jazz-Promoterin ergattert. Wie sie gegen den Widerstand ihrer Eltern, gespielt von Ulrich Tukur und Jördis Triebel, Konzerte organisiert und nach Berlin zu den Jazztagen reist. Dort sieht sie Jarrett, verkörpert von John Magaro, zum ersten Mal live – Eine Legende nimmt ihren Lauf!
KÖLN 75
Vera Brandes (* 1956 in Köln) begann bereits als fünfzehnjährige Schülerin, Jazzkonzerte und Tourneen zu veranstalten, zuerst eine Tournee mit dem Trio von Ronnie Scott. 1974 organisierte sie in Köln die Konzertreihe New Jazz in Cologne, in der die Gruppe Oregon ebenso auftrat wie Dave Liebmans Lookout Farm, die Gruppe Pork Pie um Charlie Mariano und Jasper van’t Hof und das Quartett von Gary Burton. Das legendäre Köln Concert von Keith Jarrett folgte am 24. Januar 1975 als fünftes Konzert der Reihe New Jazz in Cologne. Der Pianist wollte wegen eines ungenügenden Flügels absagen; nur auf inständiges Bitten von Brandes fand das Konzert doch noch statt.
Ihr erstes Schallplattenlabel CMP – 1977 mit dem Dürener Konzertveranstalter Kurt Renker gegründet – veröffentlichte Alben von Nucleus, Charlie Mariano, Jeremy Steig und Theo Jörgensmann. 1980 gründete sie das Label VeraBra, wo sie als alleinige Produzentin und Verlegerin wirkte; 1984 das Label Intuition. Insgesamt produzierte und veröffentlichte sie mehr als 350 Alben, unter anderem von Reinhard Flatischler, den Lounge Lizards, Mikis Theodorakis, Barbara Thompson, Hermeto Pascoal und Andreas Vollenweider.
Als Mitglied der Friedensbewegung initiierte sie das One World Music Festival, das erstmals 1990 am Kölner Tanzbrunnen stattfand und im Rockpalast übertragen wurde. Nach einem Autounfall beschäftigte sie sich seit 1995 mit den medizinischen Wirkungen von Musik. Von 2004 bis 2017 leitete sie ein drittmittelfinanziertes Forschungsprogramm für Musikmedizin an der Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg und führte u. a. eine Studie zum Effekt von Musik auf Depressionen durch. Die Entwicklung von Abspielgeräten für Audiokuren gegen Depressionen, Burnout-Syndrom und Schlafstörungen diente der Finanzierung weiterer Forschungsprojekte (im Jahr 2010: Demenz). Sie ist Gründungsmitglied der International Association for Music & Medicine (IAMM), deren Vizepräsidentin sie ab 2009 war.
KÖLN 75 | SYNOPSIS
KÖLN 75 erzählt diewahre Geschichte der rebellischen 18-jährigen Vera Brandes (Mala Emde), die selbstbewusst und leidenschaftlich alles aufs Spiel setzt, um ihren Traum zu verwirklichen. Gegen den Willen ihrer konservativen Eltern bucht sie auf eigenes Risiko das Kölner Opernhaus, um Keith Jarrett (John Magaro) im Januar 1975 für ein Konzert nach Köln zu holen. Sie weiss es noch nicht, aber diese improvisierte Stunde am Klavier, die bis zuletzt zu scheitern droht, wird auf Schallplatte verewigt und von vielen als eines der populärsten Kunstwerke des 20. Jahrhunderts angesehen: Keith Jarretts «The Köln Concert».
KÖLN 75 | STIMMEN
«Einer meiner unbestrittenen Lieblingsfilme der diesjährigen Berlinale. Wohlfühlkino wie es in dieser Art viel zu wenig gibt. Eindrücklich auch, wie sich Vera Brandes als 16-Jährige gegen den Willen ihrer Eltern durchsetzt und konsequent ihren eigenen Weg geht. Zwar hört man in KÖLN 75 keinen einzigen Originalton des legendären Köln Concert, weil das Keith Jarrett nicht erlaubte, was aber dem Film absolut keinen Abbruch tut. Denn wie es so schön am Anfang des Filmes heisst: es geht weniger ums Werk als um «das Gerüst», das es braucht, damit überhaupt etwa entsteht. Und dieses Gerüst ist in KÖLN 75 die heute 69-jährige Vera Brandes: Leidenschaftliche Konzertveranstalterin, quirlige Jazz-Fanatikerin und damals gerade knapp volljährig.» – Felix Schenker, arttv.ch
«KÖLN 75 vermittelt einen prägnanten Blick auf die Person Keith Jarrett, um sie zu verstehen, hat einen fantastischen Moment, wenn der Musikjournalist Watts unorthodox, aber ungemein treffend den Jazz erklärt, und bietet mit Alexander Scheers Darstellung des Jarrett-Managers Eichler ein feines Highlight. Denn Szenendieb Scheer gibt seiner zurückhaltenden, aber so klarsichtigen Figur so viel Seele, dass man alles aus ihm herauslesen kann, ohne dass er es aussprechen muss. Eine wahrhaft grossartige Leistung am Rande von KÖLN 75.» – Carsten Baumgardt, kino-total.net | «KÖLN 75 schafft es nicht nur, die Liebe zur Musik zur transportieren. Der Film macht vor allem den Elan jener spürbar, die die Musik derart lieben, dass sie sie zu ihrem Lebensinhalt und Beruf machen. Und sei es auch nur als Gerüst.» – Simon Rayss, Tagesspiegel
«Ganz so heruntergekommen, wie das im Film gezeigte Modell war der Flügel zwar wohl nicht, ansonsten hat Autor und Regisseur Ido Fluk in seinem biographischen Musikfilm KÖLN 75. die Realität aber kaum mythologisieren müssen, um einen oft fesselnden Film zu drehen. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Die Rechte an der Musik von Keith Jarrett und vor allem dem Köln Concert, standen nicht zur Verfügung, die besondere Qualität des musikalischen Ansatzes Jarrett wird dadurch nur aus zweiter Hand deutlich.» – Michael Meyns, programmkino.de