Kino | Celda 211
Nach dem eindrücklichen Gefängnisfilm «Le Prophète» folgt nun das spanische Kunstwerk «Celda 211», das über einen Häftlingsaufstand berichtet.
Synopsis: Juan Oliver (Alberto Amman) wird an seinem ersten Arbeitstag als Gefängniswärter durch unglückliche Zufälle inmitten eines Häftlingsaufstandes zurückgelassen. Um seine Haut zu retten, gibt er sich als Zellinsasse aus und gewinnt langsam das Vertrauen des Anführers Malamadre (Luis Tosar). Dummerweise nimmt dieser drei ETA-Häftlinge als Geiseln, welche er umzubringen droht, falls die Regierung den Forderungen der Gefängnisinsassen nach besseren Bedingungen nicht nachkommen will. Die Situation spitzt sich zu, und Juan gerät immer mehr zwischen die Fronten. Stars: Der international bekannte Schauspieler Luis Tosar («Limits of Control» 2008) leistet eine eindrückliche Schauspielarbeit als Malamadre. Ebenso begeistert das Jungtalent Alberto Amman («Las Flores del Mal» 2008) in der Hauptrolle. Regie & Crew: Der Regisseur Daniel Monzón («The Kovak Box» 2005) liebt umstrittene Themen und schafft auch mit «Celda 211», Fragen aufzuwerfen.
art-tv-Wertung: Von Beginn an ist der Zuschauer mit dem Leiden der Häftlinge im Isolationstrakt in Berührung: der Film beginnt mit einem Selbstmord, der sich in stoischer Ruhe ereignet. Die Ausgangslage ist somit etwas anders als bei Jacques Audiards «Le Prophète», wo vor allem die Gewalt unter Gefangenen und deren Organisation mit der Mafia thematisiert wurde. In «Celda 211» geht es nicht vorsätzlich um Machtspiele, sondern auch um Menschen. Es sind zwar schlimme Verbrecher, doch ihre Gründe für den Aufstand sind keineswegs weit hergeholt: es geht um Leben und Tod! Wunderbar geschickt nähert sich der Film dieser Idee des Aufstandes durch die zufällige Involvierung von Juan Oliver, dem Wärter. Dieser verliert innerhalb der laufenden Verhandlungen zusehends den Glauben an die staatliche, polizeiliche Autorität und wird selbst zum Verfechter der Anliegen der Häftlinge. Der Film lohnt sich schon allein für die eindrückliche Rolle von Luis Tosar, der mit Malamadre einen Verbrecher portraitiert, der neben Bedrohlichkeit auch Intelligenz, ja sogar Menschlichkeit ausstrahlt. «Celda 211» bringt in einer Zeit zunehmender Gewaltverbrechen einige ungemütliche Probleme zur Sprache: Wie sinnvoll und wie menschlich sind gängige Strafverfahren und die Instutition «Gefängnis» wirklich? Fazit: Der Gefängnisfilm «Celda 211» dreht den Spiess gegen die Obrigkeit und spricht für die Anliegen der Verbrecher, die als Abschaum der Menschheit nicht einfach die Toilette runtergespült werden können.
Isabel Rohr