Kino | A Single Man

Synopsis: George Falconer erhält einen traurigen Anruf: Sein Partner Jim ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Zur Beerdigung kann er nicht gehen, weil nur die Familie anwesend sein darf, und die hat ein Problem mit der Homosexualität des verstorbenen Sohnes. Den 52-jährigen Professor trifft der Verlust schwer: Er war über 16 Jahre mit Jim zusammen. George ist verzweifelt, denkt an Selbstmord und sucht einen Sinn in seinem Dasein. Trost findet er in seiner besten Freundin Charley. Die hat aber genügend eigene Probleme … Stars: Mit der herausragend gespielten Rolle des trauernden Literaturprofessors hat sich Colin Firth die Oscarnominierung redlich verdient. Regie & Crew: Tom Ford ist vielseitig begabt. Als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent scheint er auch mit Dan Bishop (Produktionsdesigner), Eduard Grau (Kamera), Christopher Isherwood und David Scearce (Drehbuch) auf die Richtigen gesetzt zu haben.

art-tv-Wertung: Designer Tom Ford wird in der Modewelt für seine Kunst der eleganten Verführung gefeiert. Dass er sich derer auch als Filmemacher einen Namen machen kann, zeigt sein Debüt «A Single Man». Basierend auf Christopher Isherwoods gleichnamigem Roman, erzählt Ford in Rückblenden und traumartigen Sequenzen die Geschichte eines Literaturprofessors, der durch den Verlust seines langjährigen Freundes vor Schmerz nicht mehr weiss, wie weiterleben. Die gleichgeschlechtliche Liebe zwischen Männern in den Sechzigern bildet zwar den äusseren Handlungsrahmen, Kern der Geschichte ist aber das intensive Erlebnis eines wohl für «Jedermann» nachvollziehbaren Gefühl-Daseins, das hier mit Feinsinn seziert wird und zum Schwelgen einlädt. Erträglich bleibt dieses Melodram bis zum Schluss, kippt die Melancholie doch immer wieder ins Kitschige, was ähnlich einem Pedro Almodóvar auch Tom Ford nicht nur verziehen werden kann, sondern gar zum Film gehörend scheint. Somit beweist Ford als Filmemacher nicht zuletzt auch den nötigen Sinn für Humor. Fazit: Mit seinem Filmdebüt «A Single Man» berührt, belustigt und begeistert der Modedesigner Tom Ford als Filmemacher.

Isabel Bures