Über viele Jahre filmt Lila Ribi ihre Grossmutter Greti. Auf die Frage «Was ist nach dem Tod?» gibt die 100-jährige immer dieselbe Antwort: «Da ist nichts.» Die Filmemacherin sieht das anders. Sie macht sich auf die Suche, findet andere Sichtweisen und schlussendlich die Gewissheit, dass die Liebe im Leben den Tod überdauert.
(IM)MORTELS
- Publiziert am 18. Dezember 2021
Eine Auseinandersetzung mit dem Tod und eine zärtliche unbeschönigte Erinnerung an die verstorbene Grossmutter der Regisseurin
Kurzkritik (IM)MORTELS
Der Gewinnerfilm des 9. Migros-Kulturprozent CH-Dokfilm-Wettbewerbs ist dann besonders sehenswert, wenn die zum Zeitpunkt ihres Ablebens 103-jährige Grossmutter der Regisseurin zu Wort kommt. Ihre trockenen Konter zu den esoterisch geprägten Fragen ihrer Enkelin, ob sie an ein Leben nach dem Tod glaube, sind köstlich. «Das Leben endet mit dem Grabstein – Punkt», gibt sie sich überzeugt. Erkenntnisse, die das Gegenteil beweisen, auch wenn das die Regisseurin gerne möchte, bringt der Film keine an den Tag. Wie sollte er auch! Ob es ein Leben nach dem Tod gibt, bleibt reine Glaubenssache. Das hätte auch die Autorin so im Raum stehen lassen müssen und mit der Szene, die zeigt, wie ihre Grossmutter im Sarg liegt, die Sache auf sich beruhen lassen. Stattdessen lässt sie am Ende ihres Filmes eine angebliche Seherin zu Wort kommen, die den Film mit ihren Plattitüden böse an die Wand fährt. Grossartig sind hingegen die vielen Naturaufnahmen. Das Meer, das über die Ufer tritt, die Vogelschwärme, die sich für ihre Reise nach Süden versammeln. Solche Aufnahmen und die alte energische Frau, die uns schnell ans Herz wächst, machten (IM)MORTEL zu einem ernsthaften Anwärter für den Publikumspreis der Solothurner Filmtage.
Fazit: Bedingt empfohlen!
Da ist nichts!
In ihrer sehr sorgfältigen zweiten Regiearbeit bringt uns die Waadtländerin Lila Ribi an eine Kreuzung im Leben, wo wir alle einmal stehen werden und die zwei Auswege kennt: die Liebe und den Tod. Während mehr als 10 Jahren begleitete die Filmemacherin ihre Grossmutter Greti, bei der sie als Kind sehr viel Zeit verbrachte. Die Klarheit, mit der Greti die Fragen und Recherchen ihrer Enkelin nach einem Leben nach dem Tod abweist, wirkt bald erstaunlich, bald versöhnlich und sorgt für ein tiefes, vitalisierendes Kinoerlebnis.