Der Fotograf Gilles Caron verschwand 1970 spurlos in Kambodscha. Er war kaum 30 Jahre alt und einer der wichtigsten Zeugen seiner Zeit, berichtete über den Sechstagekrieg, den Mai 68, Belfast, Biafra, Vietnam. Mariana Otero machte sich auf die Suche nach dem Menschen hinter den Bildern. Ein Film für alle, die gerne fotografieren. Und ein Stück Zeitgeschichte, vermittelt über Bilder, die sich ganzen Generationen einprägten und für ihre Zeit stehen.
Histoire d'un regard
Begeistert vom Dokumentarfilm führt Mariana Otero (1963) nach ihrem Filmstudium am IDHEC bald Regie bei mehreren Produktionen für dem TV Sender ARTE. Sie realisierte «Non lieux» und «La loi du collège», welche die ersten Dokumentarfilmreihen des Senders werden sollten. Zwischen 1995 und 2000 lebte sie in Portugal, wo sie das Format «Cette télévision est la vôtre» entwickelte. Die Sendung enthüllte die Funktionsweise des grössten kommerziellen Fernsehens des Landes und löste eine landesweite Kontroverse aus. Nach ihrer Rückkehr nach Frankreich wandte sie sich mit «Histoire d’un secret» dem Kino zu. Der Film, der ein Familiengeheimnis untersucht, enthüllte politische und gesellschaftliche Tabus und wurde auf zahlreichen internationalen Festivals ins Programm aufgenommen. Im Jahr 2010 führte sie Regie bei «Entre nos mains» (In unseren Händen), indem es um Arbeitnehmer*innen geht, die neue Freiheiten entdecken, indem sie eine Genossenschaft gründen. «Entre nos mains» wurde 2011 für einen César in der Kategorie Bester Dokumentarfilm nominiert. Im Jahr 2013 führte sie Regie bei «À ciel ouvert», einem Film, der es ermöglicht, den einzigartigen Blick auf die Welt psychisch und sozial benachteiligter Kinder zu verstehen. Als Fortsetzung des Films schrieb sie das Buch «À ciel ouvert, entretiens» mit Marie Brémond. In den Jahren 2016/17 führte sie Regie bei «L’assemblée», einem während einer Nacht gedrehten Film, der zeigt, wie die Menschen auf dem Place de la République in Paris versuchen, die Demokratie neu zu erfinden. Mariana Ottern hat an zahlreichen Universitäten und Hochschulen Filmklassen unterrichtet, unter anderem lehrt sie an der ECAL in Lausanne. Ebenso ist sie Mitglied von Acid, dessen Co-Präsidentin sie von 2010 bis 2012 war.
Zum Film
Gilles Caron verschwand 1970 plötzlich in Kambodscha. Er war kaum 30 Jahre alt, mitten in einer schillernden Karriere als Fotojournalist. Während sechs Jahren war er einer der wichtigsten Zeugen seiner Zeit und berichtete für die grössten Zeitschriften über den Sechstagekrieg, den Mai 68, den Nordirlandkonflikt, den Prager Frühling oder den Vietnamkrieg. 1967 war er, kurz nach deren Gründung, zur legendären Fotoagentur Gamma gestossen. Als die Regisseurin Mariana Otero das Werk von Gilles Caron entdeckte, erregte ein Foto ihre Aufmerksamkeit, in dem ihre eigene Geschichte widerhallte, das Verschwinden eines geliebten Menschen, der nur Bilder hinterlassen hatte, die es zu entschlüsseln galt. Dann tauchte sie in die 100’000 Aufnahmen des Fotoreporters ein, um ihm eine Präsenz zurückzugeben und die Geschichte seines so einzigartigen Blicks zu erzählen. Ein Film für alle, die gerne fotografieren. Und ein Stück Zeitgeschichte, vermittelt über Bilder eines Fotografen, die sich uns einprägten. Eine anregende Suche auch nach der Position des Fotografen und wie er sich bewegt, um am Ende ein ikonografisches Bild zu schiessen.
Stimmen
«Mit der Wiederentdeckung des Werks des Fotoreporters Gilles Caron (1939 – 1970) hat Mariana Otero einen ebenso faszinierenden wie originellen Dokumentarfilm über die Fotografie in der Tradition der Filme von Agnès Varda geschaffen.» – Télérama