Fumetto hat sich in seiner bald 28-jährigen Geschichte von einem kleinen, regionalen Event zu einem der wichtigsten internationalen Comicfestivals in Europa entwickelt. Es ist heute eine der bedeutendsten Plattformen der Kunstform Comic.
Fumetto 2019 | Comic Festival Luzern
- Publiziert am 19. März 2019
Strömungen in der Welt des Comics
1992 ins Leben gerufen, richtete sich Fumetto zu Gründerzeiten an die Jugend und Kunststudierenden. Seit 2003 präsentiert es sich unter dem Namen «Fumetto – Internationales Comix-Festival Luzern» und dauert volle neun Tage an. Mit rund 40’000 Besucher*innen zählt es zu den grössten Anlässen der Festivalstadt Luzern. Fumetto konzentriert sich darauf, künstlerisch anspruchsvolle Comics zu zeigen und andere Kunstrichtungen wie Zeichnen, Illustration, Bildende Kunst, Grafik, Performance und Animation einzubeziehen. Gezeigt werden die wichtigsten Comic-Künstler*innen der Welt, junge Talente und die aktuellen der mannigfaltigen Strömungen der Kunstform Comic.
REBUS – Comics dreidimensional
Comics erscheinen seit Jahren in Galerien und Museen, auch wenn sie historisch gesehen nicht für diese Räume geschaffen wurden. Mittlerweile gestalten aufstrebende Künstlergenerationen Comicarbeiten, die von den Ideen und der Ästhetik der Kunstgeschichte beeinflusst werden. Gleichzeitig schaffen diese Künstlerinnen und Künstler mühelos Werke für den Galeriekontext. Während sie beginnen, installative Kunst zu kreieren, welche die formale Sequenzierung von Comics verkörpert, sind sie Pioniere einer neuen Art von Comics, die zwischen der Seite und dem dreidimensionalen Galerieraum existiert. REBUS untersucht, wie Comics für die Galerie – und Galerien für Comics – aussehen könnten. (Alex Beauclair (FR), Danslecieltoutvabien (FR), Margaux Duseigneur (FR), Aidan Koch (US), Son Ni (TW)
Keiichi Tanaami – Ein Universum
Kaleidoskopisch schillernd verschränken die Werke von Keiichi Tanaami (*1936) psychodelische Visionen, japanische Kultur und amerikanische Comic-Welt. Die schrillen Kompositionen erzählen von Kommerz, Krieg, Krankheit und Lust und werden zum berstenden Kosmos. Tanaami beginnt seine Karriere in den 1960er-Jahren im Spannungsfeld von Auftragskunst und Anti-Kriegs-Bewegung, Drogenexperimenten und Konsumkultur. Tanaami gilt als Vorreiter der japanischen Pop-Art und ist einer der einflussreichsten Künstler Japans. In dieser ersten Schweizer Übersichtsausstellung ist die ganze mediale Bandbreite von Tanaamis Schaffen zu sehen: Collagen, Gemälde, Drucke, Zeichnungen, Animationen und Skulpturen, mit besonderem Augenmerk auf die Einbindung von Comic in seinem Werk. (Konzept: Keiichi Tanaami, Jana Jakoubek)
MYTHOLITICS – Graphic Storytelling from India
Von Hand gefertigte Bildkunst aus Indien scheint überirdische Kräfte zu haben. Sie spricht alle Sinne an, hat tausend Gesichter und erzählt noch mehr Geschichten. Fumetto gibt einmaligen Einblick in das Gewebe von aktuellen und historischen Bildwelten. Die Kraft der narrativen Formensprache wird in allen Regionen Indiens seit jeher genutzt, heute vor allem als Medium, das kritische und progressive Inhalte transportiert. Zeichner*innen rütteln am Patriarchat, am Kasten-, Gesundheits- und Bildungssystem und stellen sich gegen Stigmatisierung und Diskriminierung aller Art – mit der Kraft, Dringlichkeit und Poesie der Zeichnung. (Avinash Karn (Madhubani art) Lokesh Khodke & BlueJackal, Renuka Rajiv, Aarthi Parthosarathy & Kadak Collective, Orijit Sen, Kruttika Susarla, Priyesh Trivedi, Syam sundar Vunnamati. Mit Kunst der Khalamkari, Path Chitra, Pagal Canvas und Tara Books. (Konzept: Jana Jakoubek)
Library & Work in Progress – The Futures of Comics
Privatbibliotheken grosser Comic-Sammler sind etwa so zugänglich wie Dagoberts Schatzkammer. Fumetto öffnet für seine Gäste mit einem Klinkengriff gleich vier Tresortüren rund um den Globus. Für «The Futures of Comics» bringen Liebhaber der Neunten Kunst eine individuelle Auswahl an Publikationen nach Luzern. Während neun Tagen fordert Fumetto auf zum Schmökern, zum Austausch, zum Einlesen – und zwar in doppeltem Sinn. Denn während die Privatbestände heute in Griffnähe sind, bilden sie morgen vielleicht die Basis neuer elektronischer Archive, einsehbar aus allen Ecken der Welt. Die Frage nach der Zukunft von Comics steht im Raum und das Publikum entscheidet mit. (Konzept: Ilan Manouach)