Während sechs Tagen machte Fantoche Baden und Wettingen zu Pilgerorten für Animationsliebhaber:innen aus aller Welt. Das Publikum erwartete rund 100 verschiedene Film- und Rahmenprogramme in fünf Kinosälen, im Festivalzentrum und in zahlreichen Satelliten. Der diesjährige Fokus «9 to 5» zeigte diverse Perspektiven auf unsere alltägliche Arbeitswelt, während sich das Gastland Estland in surrealen Bildern präsentierte.
Fantoche 2025 – Lea Favre als grosse Gewinnerin
- Publiziert am 8. September 2025
Die Schweizer Regisseurin konnte sich mit QUI PART À LA CHASSE die beiden Hauptpreise «Best Film» und «Best Swiss» sichern.
DIE BRANCHE AM FESTIVAL
Fantoche ist nicht nur ein Publikumsfestival, sondern auch ein wichtiger Treffpunkt für die einheimische und internationale Animationsfilmbranche. Zentrale Veranstaltung für das Fachpublikum war der bereits zum 11. Mal durchgeführte und dieses Jahr gutbesuchte Industry Day. Ein besonderer Coup war die Präsentation des französischen Erfolgsstudios Fortiche, das über seine Emmy-prämierte Serie «Arcane» sprach. Aber auch die anderen Programmpunkte enthielten zahlreiche Highlights: der Artist Talk des estnischen Regisseurs Sander Joon, die angeregten Diskussionen während der Panels zu kommerzieller Animation und Koproduktionen sowie der Pitching Workshop und die Portfolio Review Session.
Nach dem Industry Day ging es gleich weiter mit der Verleihung des «Swiss Animation Industry Award» für den besten einheimischen Auftrags- oder Werbefilm, der dieses Jahr erstmals von der Schweizer Jury des Festivals verliehen wurde. Ihre Wahl fiel auf WHAT MAKES US HUMAN? von Lars Würgler. Der Fachtag schloss mit dem Netzwerkanlass Animation Apéro in der neuen Festivallounge.
Filmschaffende waren auch an anderen Festivaltagen überall anzutreffen. Unter anderem gab es Making-ofs zum Film LE PARFUM D’IRAK und dem Spiel HAROLD HALIBUT. Nina Gantz, Lucija Mrzljak und David Szauder boten in Präsentationen Einblick in ihre Arbeit und der Filmemacher und ehemalige HSLU-Dozent Jesús Pérez wurde mit einer Retrospektive geehrt.
Für Oscar nominiert
An der Fantoche-Preisverleihung 2025 wurden die herausragendsten Wettbewerbsbeiträge gebührend gefeiert. Grosse Gewinnerin des Abends war die Schweizer Animatorin Lea Favre. Als erste Filmschaffende überhaupt gewann sie gleichzeitig den Hauptpreis des Internationalen Wettbewerbs, «Best Film» – womit sie sich für das Rennen um die Oscars qualifizierte – und des Schweizer Wettbewerbs «Best Swiss». Der Publikumspreis im Internationalen Wettbewerb ging an WINTER IN MARCH von Natalia Mirzoyan, derjenige im Schweizer Wettbewerb an DOUBLE OR NOTHING von Tokay. Im Kinderfilm-Wettbewerb honorierte die Kinderjury BOBEL’S KITCHEN von Fiona Rolland, während sich Philippe Kastners WOLFIE die Gunst des Publikums erwarb. Der neukreierte «Youth Award for Best New Talent», den eine Jugendjury vergab, ging an COTTAGE CHEESE von Liina Luomajoki, Lena Metzger, Janina Müller und Alice Kunz.
Publikumslieblinge
Zum grossen Publikumsfavoriten entwickelte sich die tragikomische Coming-of-Age-Geschichte MEMOIR OF A SNAIL des australischen Oscarpreisträgers Adam Elliot (HARVEY KRUMPET, MARY AND MAX). Ein zweiter Langfilm aus Down Under stiess ebenfalls auf grosse Begeisterung: die Sci-Fi-Komödie LESBIAN SPACE PRINCESS, die während der Woche zweimal in Baden und einmal in Kooperation mit dem Filmpodium und dem Festival Pink Apple als Warm-up in Zürich zu sehen war. Das Regisseur:innenduo Emma Hough Hobbs und Leela Varghese zeigte sich im begleitenden Making-of bestens gelaunt und erntete ebenso viel Gelächter wie enthusiastischen Beifall. Ebenfalls zu Publikumsrennern wurden zwei Produktionen mit Schweizer Beteiligung: MARY ANNING, der erste Langfilm des Tessiner Animators Marcel Barelli, bezauberte das junge Publikum. Bissiger aber nicht minder charmant war ONE MINUTE MOVIES, eine Kollaboration des Schweizer Regisseurs Stefan Holaus und des österreichischen Comiczeichners Nicolas Mahler. Das Programm, bestehend aus 26 satirischen Kurzfilmen, feierte am Festival Weltpremiere im ausverkauften Saal.
