In seiner 20. Ausgabe zeigt das Internationale Festival für Animationsfilm insgesamt 295 Kurz- und Langfilme und blickt neugierig und stolz zurück auf die vergangenen 19 Ausgaben. Der Schwerpunkt der Jubiläumsausgabe heisst «Overcoming Crisis», der geographische Fokus bietet Einblicke in die überraschend umfangreichen Geschichte und Gegenwart der Animation der Balkanländer. arttv hat sich mit Otto Adler, einem der Mitbegründer des Festivals getroffen.
Fantoche 2022 | Overcoming Crisis
Abtauchen in die Welt des animierten Films und das mit Neuentdeckungen, Klassikern und in Vergessenheit geratenen Meisterwerken!
Diskussionsreihe | Let’s Talk
Film & War | Mit Dr. Rebecca Boguska, Daniel Šuljić, Christos Dimitriadis, Nora Naji, Mohammad Zaza & Jasmin Basic
#metoo | (in Zusammenarbeit mit Swiss Women’s Audiovisual Network (SWAN), L’institut DécadréE und Nous Prod) | Mit Agota Lavoyer, Estelle Gattlen, Coline de Senarclens, Valérie Vuille, Clémence Bragard & Monika Schärer
Immersive Technologies – New Realities | Natasha Sebben, Maria Guta and Lauren Huret, Dr. phil. Björn Franke, Florian Bruggisser & Maike Thies
Ein weiteres Highlight ist das Filmprogramm beziehungsweise der Spaziergang A Wall is a Screen am Samstagabend vom gleichnamigen Hamburger Kollektiv – spätestens dann nehmen die Animationsfilme jeden Winkel der Stadt Baden ein.
20. Ausgabe
Das allererste Fantoche fand 1995 statt – organisiert aus einem Raum mit zwei Desktop-Macs, einem Telefon, einem Fax und über 400 Filmrollen! Zum 20. Jubiläum 27 Jahre später kuratierten die vier Gründer:innen (Otto Alder, Frank Braun, Suzanne Buchan und Peter Hossli) und die nachfolgenden Direktorinnen Duscha Kistler (2006-2011) und Annette Schindler (2012-2021) insgesamt vier Programme aus technisch besonderen oder narrativ einprägsamen Kurzfilmen ihrer Festivalzeit beziehungsweise ihren ganz persönlichen Favoriten. 2022 haben die Fantoche-Selektionsteams für den Wettbewerb aus insgesamt 2552 Einreichungen 76 animierte Kurzfilme aus 30 Ländern ausgewählt. Sie werden im «Internationalen Wettbewerb», «Schweizer Wettbewerb» und im «Kinderfilm Wettbewerb» der Jury und dem Publikum präsentieren. Das aktuelle Fantoche Team hat als «Team Favourite» den Ghibli-Klassiker «Princess Mononoke» (Hayao Miyazaki, 1997) ausgesucht und die neue Direktorin Ivana Kvesić stellt sich mit «Ivana’s Choice», einer kleinen Auswahl ihrer liebsten animierten Kurzfilme, dem Fantoche-Publikum vor.
Fokus Balkan
Auch der geographische Fokus hat viel mit dem persönlichen Universum und Filmsozialisierung der neuen Direktorin zu tun: «Da ich relativ neu in der Animationsfilmbranche bin, wollte ich am Fantoche das Filmschaffen präsentieren, das meine Familie und mich sowie einen grossen Teil der Schweizer Bevölkerung – Menschen mit Balkanwurzeln – geprägt hat.» Dazu sind fünf Kurzfilmprogramme und ein Kinderprogramm entstanden; kuratiert von Daniel Šuljić (Animafest Zagreb, Kroatien), Petrit Gora (Anibar Animationsfestival in Peja, Kosovo), Mina Sablić Papajić (aus Belgrad, Serbien) und der kroatischen Kuratorin Branka Bencic. «Wir fokussieren auf die Länder des ehemaligen Jugoslawien, das von 1918 bis 1991 unterschiedliche Religionen, Regionen, Sprachen und Ansichten vereinte. Nach dem Krieg entwickelten die Länder der Region eigene Identitäten als Nationen. Durch kulturelle und geografische Gegebenheiten blieben dennoch intensive Verbindungen bestehen. Der Balkan ist komplex, weshalb ich mich nicht nur auf ein Land beschränken wollte. Das Kunstschaffen hält sich nicht an Grenzen – das wird auch in diesem Fokusprogramm deutlich», so Ivana Kvesić.
Overcoming Crisis
Der von Doris Cleven und Oswald Iten kuratierte Schwerpunkt «Overcoming Crisis» zeigt, wie der Animationsfilm aktuelle Themen auf seine ganz eigene, erfrischende Weise aufgreift: Wie gelingt es uns, mit den Auswirkungen der Pandemie fertig zu werden? Oder von Kriegen? Wie reagieren wir auf Traumata, die uns als Individuum oder als Gemeinschaft betreffen? Neben dem Oscar nominierten und in Cannes mit dem Preis der Jury ausgezeichneten Film «Persepolis» (2007) der iranischen Filmemacherin Marjane Satrapi und dem französischen Filmemacher Vincent Paronnaud über die Islamische Revolution im Iran und und deren Auwirkungen auf eine persönliche Biographie zeigt sich das Kurzfilmprogramm «Renaissance» vielstimmig. Mal leichtfüssig, mal tiefgründig; aktuell oder immer noch relevant.
Von persönlichen Krisen zeugt die Ausstellung «Overcoming Biographies» in Zusammenarbeit mit Edition Moderne im Gluri Suter Huus Wettingen, welches eine Auswahl Graphic Novels zum Thema Krisen und Krisenbewältigung in Biografien präsentiert.