Im kuratierten Schwerpunkt «Doucement Sexy» zeigte die tschechische Kuratorin Eliška Děcká in drei Kurzfilmprogrammen die erotisch-sinnliche Seiten des animierten Kurzfilms – oft mit Augenzwinkern, aber auch zart, brutal und provokativ. Das Fantoche flirtete sowohl mit dem Theater Marie in einer Kombination von Theater und Animationsfilm, mit dem Comicfestival Fumetto und sogar mit der Reformierten Kirche Aarau, über die Verbindungen zwischen Kirche und Sinnlichkeit.
Fantoche 2018 | Doucement Sexy
Sinnlichkeit, Körperlichkeit und Lust spielten eine zentrale Rolle beim diesjährigen Fantoche. Das Festival ging dabei überraschende Liaisons ein.
Doucement Sexy
Das Internationale Comix-Festival Fumetto zeigt im Boudoir eine lustfreundliche Auswahl an erotischen Comics. Die reformierte Kirche öffnet ihre Tore für Diskussionen über «Sinn und Sinnlichkeit». Pfarrerin Christina Huppenbauer stellt einen Animationsfilm ins Zentrum ihres Gottesdienstes. Auch das beliebte «Bagno Popolare» bekommt eine Neuauflage: Denn bei der Bade- und Kurtradition der Stadt spielten nebst der heilenden Wirkung des Wassers immer auch körperliche Sinnesfreuden eine Rolle, denen sich Männer wie Frauen unterschiedlichster gesellschaftlicher Schichten hingaben.
Animeo & Humania
In «Animeo & Humania» flirtet der Animationsfilm mit dem Theater Marie. Dabei treffen sich zwei vermeintlich sehr unterschiedliche Ausdrucksformen – das Theater, das aus dem Augenblick entsteht und der Animationsfilm, den wir erst als fertiges Produkt zu sehen bekommen. Wie sieht ein Flirt aus zwischen Mensch und animierter Figur? Schauspielerin und animiertes Wesen umgarnen sich und verfallen der Versuchung des Andersartigen, dem Wunsch, sein Gegenüber für das Eigene zu gewinnen. Theater, das vom Hier und Jetzt lebt, flirtet mit Animation, die nie live ist.
Bagno Popolare
Fantoche lädt seine Gäste dieses Jahr wieder zum Bade! Ein Freibad mit frischem Thermalwasser erwarten Sie zwei Nächte und ein Tag genau dort, wo schon vor hunderten von Jahren müde Körper Erholung fanden: im Badener Bäderquartier. Inklusive Badefilm-Programm. Nicht verpassen!
Sinn und Sinnlichkeit
Am Anfang schuf Gott die Sinnlichkeit – oder andersrum? Am Anfang war das Wort – und Adam? Und waren da nicht noch Apfel und Sex? Sinn und Sinnlichkeit werden in der Kirche thematisiert, Bereiche, die oft zu kurz kommen im Kontext des Glaubens. Der animierte Kurzfilm «Adam» spricht die Grundlagen unserer Existenz an – der physischen wie der spirituellen. In Zusammenarbeit mit: Reformierte Kirchgemeinde Baden, Christina Huppenbauer, Pfarrerin.
Silly, Sexy, Silly
Während Jahrzehnten waren Sex und Sexualität Tabus, über die man nicht sprach, geschweige denn lachte – weder in der Kunst noch im echten Leben. Aber die Kraft eines richtigen Lachanfalls ist manchmal genau das, was wir brauchen, wenn wir mit Vorurteilen und Prüderie konfrontiert werden. Albernes Kichern kann den Tag retten … und in der Dunkelheit des Kinos sieht Sie niemand lachen. Die Regisseurin Anna Mastníková ist am Fantoche-Festival anwesend.
Retrospektive Monique Renault
Kuratierte Auswahl der besten Kurzfilme von Monique Renault, einer der ersten weiblichen Animatorinnen, die seit den 70er-Jahren Themen wie weibliche Sexualität, Geschlechterrollen und Vorurteile offen anspricht. Dank schneidendem Humor und Ironie bieten die Filme nicht nur Denkanstösse, sondern auch ein entwaffnend lustiges Erlebnis. Die Regisseurin Monique Renault ist am Fantoche-Festival anwesend.
Evolution of Animated Sexuality: From Pioneers to the Youngest Generation
Paarweise werden zehn Kurzfilme über Sexualität präsentiert – je mit einem älteren und einem aktuelleren Film zu Themen wie Beziehungen, die weibliche Lust, Voyeurismus, sexuelle Gewalt vs. die Macht der Kontrolle über den eigenen Körper. Erkennen Sie einen Unterschied … oder eine Entwicklung?
Vocalic Bodies
Vocalic Bodies ist ein akademischer Begriff aus dem Dokumentarfilm, der die Kombination von aufgezeichneter Stimme mit animierten Bildern («Bodies») beschreibt. So kann der Erzähler die Identität des Sprechenden anonymisieren und hat mehr visuelle Freiheit, insbesondere, wenn es um Sexualität geht. Das Programm enthält auch einige Filme ohne Dialoge.
Belladonna of Sadness
«Belladonna of Sadness» ist einer der zentralen Filme, wenn es um die Evolution der Sexualität in der Animation geht. Zart und brutal provoziert der japanische Film von 1973. Er rief Bewunderung und Kritik hervor – nicht nur in den 1970er-Jahren, sondern auch kürzlich, als der Film restauriert und 2016 neu herausgegeben wurde.
Erotische Lektüre im Comic-Boudoir
Straight forward oder verspielt, romantisch, tough, politisch, trans oder hetero – Fumetto präsentiert Bilder, die das Blut in Wallung und die Fantasie auf Hochtouren bringen. Die im Chambre Séparée gezeichneten Naschereien stimmen auf das kommende Comic-Festival ein.