Lisandro Alonso, experimentierfreudiger Meister des argentinischen Kinos, nimmt uns in seinem starbesetzten neuen Film mit auf einen Trip durch die Jahrhunderte, zwischen Mexiko, Brasilien und den USA, zwischen Traum und Mythos, zwischen Western und postkolonialer Fabel.
EUREKA
Lisandro Alonso – Meister des stillen Radikalismus
Lisandro Alonso, 1975 in Buenos Aires geboren, gehört zu den prägendsten Stimmen des lateinamerikanischen Autorenkinos. Mit Filmen wie LA LIBERTAD, LOS MUERTOS, LIVERPOOL und JAUJA entwickelte er eine radikal entschleunigte Filmsprache, in der Landschaften, Körper und Stille eine eigene narrative Kraft entfalten. Alonso arbeitet häufig mit Laiendarsteller:innen und erzählt aus Räumen heraus, die sich gängigen Dramaturgien entziehen. Ob Patagonien, der Amazonas oder das Lakota-Reservat – seine Filme entstehen im Dialog mit Orten und jenen Lebensrealitäten, die darin verwurzelt sind. EUREKA führt diesen Ansatz weiter und weitet ihn aus: Alonso zerlegt westliche Mythen, verschiebt Perspektiven und zeigt, wie Kino zu einem Ort werden kann, an dem andere Geschichten sichtbar werden – präzise, poetisch und kompromisslos eigen.

EUREKA | SYNOPSIS
Sadie hat genug von dem trostlosen Alltag im Pine Ridge Reservat in South Dakota. Zwischen mies bezahlten Jobs, sich prügelnden Männern und alten schwarz-weiss Western im Fernsehen, die sie in keiner Form repräsentieren, fehlt ihr jegliche Perspektive. Sie beschliesst, eine mystische Reise anzutreten: ein magischer Trank ihres Grossvaters hilft ihr, sich von ihrem Körper zu befreien und durch Raum und Zeit zu fliegen.

h3. Vom Genre zur Geisterlandschaft
Alonso knüpft in EUREKA an seine radikale Filmsprache an, die Beobachtung, Stille und einprägsame Bilder über Erzähllogik stellt. Was als ironisch gebrochener Schwarzweiss-Western mit Viggo Mortensen beginnt, verwandelt sich in ein vielschichtiges Mosaik über die Lebensrealitäten indigener Gemeinschaften. Diese Reise ist weniger als geografische Bewegung zu verstehen, sondern mehr als Verschiebung von Perspektiven. Dabei wird das westliche Bild vom «Wilden Westen» seziert und neu zusammengesetzt: nicht heroisch, sondern gebrochen, politisch, poetisch.

Selbstermächtigung als Antwort auf eine verzerrte Welt
Im Zentrum steht Sadie, deren Blick den Film erdet: Ihr Alltag im Reservat ist geprägt von struktureller Benachteiligung, Isolation und der ständigen Präsenz eines kulturellen Erbes, das im Fernsehen verzerrt und karikiert wird. Der magische Trank ihres Grossvaters ist weniger ein Fantasy-Moment als ein Akt der Selbstermächtigung – eine Möglichkeit, sich jenseits von Körper, Zeit und kolonialem Narrativ zu verorten. Alonso weitet diese Reise zu einer Reflexion über Erinnerung und Widerstand. In hypnotischen Tableaus entfaltet EUREKA die Frage, wie Geschichten erzählt werden, wem sie gehören und welche Macht im filmischen Blick liegt.

