Javier Bardem, zweifelsohne einer der wandelbarsten und charismatischsten Schauspieler der spanischsprachigen Filmszene, schlüpft in die titelgebende Rolle des ‹guten Chefs›. Für sein Unternehmen will Julio Blanco unbedingt einen lokalen Unternehmenspreis ergattern, doch nach für nach stellt sich heraus, dass seine Weste nicht ganz so rein-weiss ist, wie sein Name.
El buen patrón
Eine Komödie mit Starbesetzung, die von der spanischen Filmakademie mit gleich sechs Goyas ausgezeichnet wurde.
El buen patrón | Synopsis
Blanco ist der Leiter eines Unternehmens, das in einer spanischen Provinzstadt Industriewagen herstellt. Er und seine Mitarbeitenden warten auf den bevorstehenden Besuch einer Kommission, die entscheiden wird, ob das Unternehmen einen lokalen Preis für hervorragende Leistungen erhält. Für diese Ernennung muss alles perfekt sein, aber das Schicksal legt Blanco Steine in den Weg. Er muss mehrere Probleme lösen, die zur falschen Zeit auftauchen …
El buen patrón | Stimmen
«Der Film von Regisseur Fernando León de Aranoa entzückt als augenzwinkernde Sozialsatire mit Hauptdarsteller Javier Bardem als Vorzeigechef, der schamlos das Leben seiner Mitarbeiter manipuliert.» – ZFF | «‹El buen patrón› ist eine Tour de Force der Satire, ein wahnsinniger Filmtrip zu einem Zeitpunkt, an dem sich das Leben zu intensiv, zu kaputt und einfach zu traurig anfühlt.» – Alfonso Rivera, Cineuropa
Rezension | El buen patrón
von Rolf Breiner
Der gute Patron ist doch nicht so gut, wie es den Anschein hat. Den Boss Julio Blanco interessiert nur eins: das Image seiner Firma. Ein gefundenes Fressen für den charismatischen Filmstar und Hauptdarsteller Javier Bardem.
Es ist häufig von Firmenkultur die Rede, von Fürsorge und Verantwortung. Doch in der Sozialwirklichkeit sieht es oft anders aus. Heuern und feuern heisst es dann – zum Wohl des Profites, versteht sich. So scheint anfangs alles eitler Sonnenschein, als Firmenboss Julio Blanco (Javier Bardem) seine Belegschaft beschwört, einen guten Eindruck zu machen, wenn eine Kommission die «Básculas Blanco» besucht, sein Unternehmen, das Industriewaagen herstellt. Einen bedeutenden Preis gilt es zu ergattern. Doch es droht Ungemach.
Turbulenzen voraus
Ein Mitarbeiter wurde entlassen. José (Óscar de la Fuente) fühlt sich hintergangen und schlägt ein Protestcamp direkt vor dem Fabrikgelände auf. Das kann sich der charismatische Patron nicht bieten lassen, auch weil die Öffentlichkeit aufmerksam wird. Schlecht fürs Image, zudem macht ihm sein langjähriger Mitarbeiter und Jugendfreund Kummer. Miralles (Manolo Solo) ist in privaten Nöten, und seine Arbeit als Produktionschef leidet arg darunter. Die Produktion kommt ins Stottern. Dann weckt die attraktive Praktikantin Liliana (Almudena Amor) seine Aufmerksamkeit – da kann ein Kümmerer wie Blanco schon mal ins Schleudern kommen.
Schöner Schein
Der Filmtitel ist Programm. Er, Julio Blanco, wäre gern der «gute Hirte», sprich der gute Chef seiner Firma. Man könnte sagen: Regisseur Fernando León de Aranda legt es darauf an, die wahren Ambitionen des Patron auf die Waage zu legen. Bezeichnend das Schlussbild: Die symbolträchtige Waage am Firmeneingang ist schlecht geeicht und stimmt am Ende dann doch – durch Manipulation mit einem Kaugummi. Der wahre Charakter des Patron wird wie beim Zwiebelschälen blossgelegt – Schicht um Schicht. Julio Blanco ist ein Kümmerer und Manipulator, der übergriffig wird.
Spanischer Filmerfolg
Vermeintlich gut gemeint, aber schamlos ausgenutzt: Der Boss ist letztlich ein böser Bube. «El buen Patron» ist eine bitterböse Sozialsatire – und ein gefundenes Fressen für Filmstar Javier Bardem («Dune», «Pirates of the Caribbean: Salazars Rache», «James Bond: Skyfall»). Fast schon genüsslich kostet er die Rolle als charmant-perfider Imagepfleger und vermeintlich verantwortungsvoller Unternehmenschef aus. Der «Patron» war der grosse Abräumer beim spanischen Filmpreis Goya. Sechsmal wurde der Film ausgezeichnet: Bester Film, beste Regie, bester Hauptdarsteller, bestes Originaldrehbuch (Aranoa), bester Schnitt (Vanessa Marimbert) und beste Originalmusik (Zeltia Montes).
Fazit: Javier Bardem brilliert in einer abgrundtiefen Sozialsatire – bissig und bitterbös.