Der Film «Die vierte Dimension» von Lydia Trüb und Heidi Bader zeigt ein inzwischen historisches Ensemble von Frauenarchitektur. Es sind dies fünf Häuser der Schweizer Architekturpionierin Lux Guyer und ihrer Nichte Beate Schnitter. Der Film verwebt Leben und Werk mit prononcierten Aussagen über Frauen in der Architektur. Präsenz, Ausstrahlung und Witz Beate Schnitters machen diesen Film zu einem Ereignis.
Die vierte Dimension
Sie spricht über Frauen in der Architektur und war eine der ersten: Die Zürcher Architektin Beate Schnitter
Beate Schnitter studierte von 1948 bis 1954 Architektur an der ETH Zürich. Rasch bildeten einige Architekten eine Gruppe, die sich im Avantgardelokal Select am Limmatquai regelmässig traf. Sie gründeten 1959 die Zürcher Arbeitsgruppe für Städtebau ZAS. Beate Schnitter war und blieb während 30 Jahren die einzige Frau. Die ZAS entwickelte Stadtkultur, demonstrierte gegen den Abbruch der Fleischhalle, plante fussgängerfreundliche Quartiere, übernahm die Verantwortung für das autonome Jugendzentrum AJZ. 1967 wurde Beate Schnitter als eine der damals wenigen Frauen als Mitglied in den Bund Schweizer Architekten BSA berufen. Mit Ruggero Tropeano, der zeitweise den BSA-Zürich geleitet hat, verbindet sie eine lange Zusammenarbeit. Ruggero Tropeano ist Dozent, Autor zahlreicher Schriften. Für sein Lebenswerk erhielt er 2018 den Preis des International Center for the Conservation of Architectural Heritage CICOP. Er sagt im Film über Beate Schnitter: «Ja, unverheiratet, selbständige Architektin, ganz wichtig zu sehen: Beate Schnitter ist immer als Einzelarchitektin aufgetreten.»
Beate Schnitter ist fasziniert vom Raum, vom Entwurf, vom Bauen und überzeugt davon, dass Frauen einen anderen Blick auf Raum und Zeit haben. Frauen gestalten und bauen den Lebenszusammenhang mit Rundumblick.
Auszüge aus dem Interview mit Beate Schnitter
Was hat Sie beim Bauen am meisten zufriedengestellt?
Das Büro, die Handwerker und das Echo des Auftraggebers.
Was hat Sie zur Gründung der Arbeitsgruppe für Städtebau ZAS bewogen?
Dass wir die Stadt als Organismus angeschaut haben. Dass wir, die wir miteinander studiert haben, unsere Auffassung von Städtebau weiter entwickeln konnten.
Was hat Sie bei Umbau und Renovation der alten Semper-Sternwarte an der ETH-Zürich am meisten herausgefordert?
Ein grosser Teil war Reparatur und Befreiung von all den Einbauten anderer Leute, die die Schönheit der Sternwarte kaputtgemacht haben.
Sie waren eine der wenigen Frauen, die Baustellen geleitet haben. Was hat sie gefreut?
Die Aussage des Zimmermanns: «Je suis là pour vous entendre.» Ich bin da, um Ihnen zuzuhören.
Welches Gespräch hat sie beglückt?
Ein langes Gespräch mit dem Künstler Fausto Melotti in Mailand. Die reine Freude. Un délice. Ein grosses ähnliches Denken und Formulieren. Als Resultat dieses Gesprächs fiel die Wahl für die Keramikplatten am Boden des Gelpke-Engelhornhauses auf ein in die Tiefe gehendes Blau.
Text: calinba film