Eigentlich träumt Amra von einem Auftritt bei «Mongolia‘s Got Talent». Doch ein Unfall ändert das Leben seiner Familie. Mit den Mitteln eines Zwölfjährigen tritt Amra das Erbe seines Vaters an: Den Widerstand gegen den Raubbau am Land der Nomaden.
Die Adern der Welt
arttv Rezension
Wenn von der Verwüstung von Landschaft und Natur durch global agierende Bergbaukonzerne die Rede ist, stehen meist Länder Afrikas und Lateinamerikas im Fokus. Die Tatsache, dass unter diesen Machenschaften auch Menschen in Zentralasien, im am wenigsten dicht besiedelten Land der Welt – der Mongolei – leiden, ist dagegen wenig bekannt. Über ein Fünftel dieses riesigen Landes sei mittlerweile als Bergbaugebiet ausgewiesen, das meiste davon ist in Händen global agierender Konzerne, erfährt man am Ende von «Die Adern der Welt». Wie bereits in ihren früheren Filmen, erzählt Byambasuren Davaa in ihrem ersten «reinen» Spielfilm vom Zusammenprall zwischen traditioneller Nomadenkultur und der modernen westlichen Welt in ihrem zentralasiatischen Heimatland. Von der in Deutschland lebenden mongolischen Regisseurin, die 2004 mit ihrem Erstling «Die Geschichte vom weinenden Kamel» einen Sensationserfolg und 2005 eine Oscar-Nominierung als bester Dokumentarfilm erzielt, war schon lange nichts mehr zu vernehmen gewesen. Zuletzt war sie vor elf Jahren mit «The Two Horses of Genghis Khan» präsent, 2009 auf der Piazza Grande in Locarno begeisterte sie mit diesem Abschlussfilm des Festivals das Publikum. Und so bildgewaltig und bewegend wie jener Dokumentarfilm über die schmerzlichen Folgen der Trennung zwischen innerer und äusserer Mongolei ist auch «Die Adern der Welt». In seinen langsamen Einstellungen, welche die Schönheiten des der Zerstörung preisgegeben Weidelandes eindrücklich vermitteln, lässt «Die Adern der Welt» in geradezu sinnlicher Weise erahnen, was da vernichtet wird – und die Geschichte des rebellischen kleinen Protagonisten Amra, der sich den skrupellosen ausländischen Goldschürfern so mutig wie gewitzt in den Weg stellt, geht voll ans Herz. Und am erstaunlichsten an diesem die Kitschfalle erfolgreich vermeidenden Umweltkrimi ist die Tatsache, dass er überhaupt realisiert werden konnte. Der Mut von Byambasuren Davaa verdient grösste Hochachtung. Geri Krebs, arttv
Zum Film
«Wenn die letzte Gold-Ader aus der Erde gezogen ist, zerfällt die Welt zu Staub.» So heisst es in einem Lied, mit dem Amra in einer Talentshow auftreten möchte. Der 12-Jährige lebt mit seiner Familie in der mongolischen Steppe in einer traditionellen Nomadengemeinschaft. Während Amra zur Schule geht, kümmert sich seine Mutter um die Ziegenherde. Sein Vater arbeitet als Mechaniker und verkauft auf dem lokalen Markt selbstproduzierten Käse. Doch der Lebensraum der Familie wird von globalen, nach Gold grabenden Bergbauunternehmen bedroht. Amras Vater ist der Anführer derer, die sich der Ausbeutung widersetzen – und für den Jungen stellt sich bald die Frage, ob er seinem eigenen Traum oder den Fussstapfen seines Vaters folgen soll…
Die Regisseurin
Byambasuren Davaa wurde 1971 in der Mongolei geboren und wollte ursprünglich Schauspielerin werden. Nach kurzer Tätigkeit als Kindermoderatorin für das Mongolische Staatsfernsehen gab sie diesen Plan auf und studierte Internationales Recht in Ulaanbaatar. Nach Abschluss ihres Zweitstudiums als Regisseurin an der dortigen Filmhochschule, ging sie 2000 nach München an die Hochschule für Film und Fernsehen und studierte Dokumentarfilmregie. Mit ihrem ersten Langfilm «Die Geschichte vom weinenden Kamel», den sie 2003 gemeinsam mit Luigi Falorni realisierte, wurde Davaa die wichtigste Regisseurin der Mongolei. Der Film gewann zahlreiche Preise unter anderem den Bayerischen Filmpreis und wurde für den Oscar® in der Kategorie «Best Documentary» nominiert. Er wurde weltweit in mehr als 60 Länder verkauft. Einige Jahre tourte sie mit einigen erfolgreichen Multivisionsshows über die Schönheit ihrer Heimat Mongolei durch Deutschland. 2018 drehte sie «Die Adern der Welt», wozu sie auch das Drehbuch schrieb.
Weitere Stimmen
«‹Die Adern der Welt› ist eine Herzensangelegenheit: Die virtuose Art, wie Davaa ihre Heimat einfängt, die Menschen zeichnet und deutliche Kritik an der Vereinnahmung des Landes durch aggressiven Rohstoffabbau übt – das alles gibt dem Film Grösse.» – Journal Frankfurt | «Der schönste Film der Berlinale.» – Tagesspiegel Berlin | «Davaa gelingt es, eine kulturübergreifende Erzählung von Trauer und Familienzusammenhalt zu verbinden mit der Kritik an globalem Profitstreben.» – Stadtrevue | «Melancholisch, mythisch und bilderstark inszeniert.» – FRIZZ | «Die oscarnominierte Regisseurin Davaa erzählt eine bewegende Filmgeschichte vor der atemberaubenden Kulisse der mongolischen Steppe.» – Kölner.de | «Im ersten Spielfilm von Byambasuren Davaa träumt ein mongolischer Nomadenjunge von einer Karriere als Sänger. Der Film ist auch eine Warnung vor dem Verschwinden traditioneller Lebensweisen und dem Raubbau an der Natur.» – Irene Genhart, cineman.ch