Eine Steueroase in der Schweiz, ein halbherziger Kampf gegen Steuersünder in Deutschland, ein ehemals wohlhabendes afrikanisches Land, das durch Weltmarktpreise von Rohstoffen in den Abgrund geführt wurde. Was auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun hat, steht für ein globales Wirtschaftssystem, das unser aller Leben bestimmt – und die Filmemacherin Luzia Schmid ist mitten drin.
Der Ast, auf dem ich sitze
Luzia Schmid, geboren 1966 in Zürich, studierte in der Schweiz berufsbegleitend Journalismus. Nach mehreren Jahren beim Schweizer Radio und Fernsehen als Moderatorin und Redakteurin studierte sie an der Kunsthochschule für Medien in Köln, Fachbereich Fernsehen/Film Regie und schloss 2001 mit Diplom ab. Für ihren Abschlussfirm erhielt sie den renommierten First Steps Award. Seither arbeitet sie freiberuflich als Dokumentarfilmerin. Sie erhielt für ihre Filme diverse Auszeichnungen und Stipendien, wie den Grimmepreis (2012), den Preis der Deutschen Akademie für Fernsehen (2015) oder das Gerd-Ruge Stipendium. Luzia Schmid lebt mit ihrem Mann und den beiden Töchtern in Köln.
Zum Film
Mit konsequenten Steuersenkungen haben sie ihr Städtchen zu einer der weltweit bedeutendsten Steueroasen umgebaut. Die Kindheit der Schweizer Filmemacherin Luzia Schmid war geprägt von diesem tollkühnen Aufstieg, ihre Hauptakteure gehörten zu ihrem Alltag: Es ist ein persönlicher Wirtschaftsfilm aus der Perspektive der Filmemacherin, der erzählt, wie Zug zu einem der grössten Rohstoffhandelsplätze der Welt wurde. Ausgangspunkt ist der enge Kreis ihrer Familie: der Vater, der Treuhänder, die Schwester, die Politikerin. Dazu gesellen sich Freunde und Zeitzeugen. Sympathische Menschen, die Spass daran haben und bis heute davon profitieren. Doch mit dem Erfolg kamen auch die Probleme: Dubiose Wirtschaftsanwälte und Rohstoffhändler hielten Einzug in das Schweizer Idyll. Und beuteten von hier aus Staaten wie Sambia aus. Zug wurde zu einem symbolischen Ort für die grossen Ungerechtigkeiten dieser Welt. Und erstaunlich viele Zuger leben gut damit. Dieser Verdrängungsleistung spürt die Regisseurin als Ich-Erzählerin nach. Sie sucht nach Antworten im Spannungsfeld von Moral und Motivation und verortet Zug im internationalen Steuerwettbewerb, bei dem auch ihre Wahlheimat Deutschland vorne mit macht.